
Hausbesitzer Harald Seeger ist persönlich in die Pflege und Belebung des historischen Tors involviert: Seine Initiative der Galerie und der Ausstellungsfläche im Erdgeschoss zeigt ein starkes Engagement zur Bewahrung und Vermittlung der Geschichte des Baudenkmals und erfreute auch die Rheticus TeilnehmerInnen.
Exkursion Churer Tor
Am 4. Oktober 2025 lud die Rheticus Gesellschaft zur letzten Veranstaltung im Jahr ein: Eine Exkursion zum Churer Tor. Unter der Begleitung von Christoph Volaucnik fanden sich 22 Interessierte am einzig erhaltenen turmartigen Stadttor Vorarlbergs ein, wo sie bereits vom Besitzer Harald Seeger begrüßt wurden. Das Churer Tor ist seit vier Generationen im Besitz seiner Familie.
Text und Fotos Helmut Köck, Oktober 2025

Das Churer Tor ist das noch einzig erhaltene turmartige Stadttor in Vorarlberg und heute bereits in der 4. Generation im Besitz der Famlie Seeger.
Ausstellung „Entrance to Feldkirch – Die vier Stadttore“
Im vorderen Teil des Erdgeschosses des Churer Tors – der im 19. Jahrhundert eine Schlosserwerkstätte beherbergte – hat Harald Seeger die sehenswerte Kompakt-Ausstellung „Entrance to Feldkirch – die vier Stadttore“ gestaltet. Von den ehemals vier Stadttoren Feldkirchs sind heute nur noch das Mühletor und das Churer Tor erhalten; das Bregenzer Tor und das Bludenzer Tor wurden im 19. Jahrhundert abgetragen.
-> siehe auch Website churer-tor.at
Mit großer Begeisterung erläuterte Harald Seeger anhand einmaliger historischer Bilder die Geschichte der Stadttore. Besonderes Augenmerk galt der Zeichnung „Das Bregenzer Tor mit Schattenburg“ von John Ruskin aus dem Jahr 1835, aber auch Arbeiten von J. D. Harding, Florus und Leopold Scheel, Eugen Jussel, Paul Heitinger und weiteren Künstlern bereichern die Ausstellung. Ein maßstabsgetreues Lego-Modell des Churer Tors vom jüngsten Mitglied der Familie Seeger darf natürlich nicht fehlen. Nach dem Rundgang lud das Besitzerehepaar zur Begehung des Wohnturmes bis in den 6. Stock – mit einem abschließenden Drink und einer großartigen Aussicht über Feldkirch.
Geschichte des Churer Tors
Hier sind zentrale Daten und Fakten zur Baugeschichte und historischen Entwicklung, ergänzt um offizielle Quellen:
Zeitraum |
Ereignis / Veränderung |
Vor 1270 |
Erste Stadtbefestigung und Vorgängerbau des Churer Tors. Das Zentrum war schon damals die Marktstraße. |
1270 |
Erster überlieferter Bau des Vorgängers. |
1379 |
Erweiterung der Vorstadt und Einbezug des Gebiets bis zur Ill, umgeben von einer Mauer; das Tor erhielt seine Position an der Nordwestseite. |
1491 |
Grundhafte Erneuerung als viergeschossiger Geschütz- und Torturm im Zuge der Neubefestigung Feldkirchs aufgrund der Bedrohung durch die Schweiz. Vermutlich Baumeister Hanns Sturn. |
1591 |
Aufstockung auf sechs Geschosse, Einbau eines Vorwerks mit Vortor und Zinnenmauer. Der stadtseitige Vorbau mit rundem Treppenturm entstand etwa zu dieser Zeit. Das Wappenband und die Jahreszahl 1591 sind heute noch zu sehen. |
1615–1618 |
Umbenennung des Tors: Bis ca. 1615 „Hewerstor“, ab etwa 1618 „Salztor“. Der Name Salztor stammt vom nahegelegenen Salzstadel, in dem Salz aus Tirol gelagert wurde. |
1824 |
Verkauf des Churer Tors an den Schlossermeister Johann Baptist Beck. Der Vorbau wurde 1826 beim Einebnungsprojekt der Stadtgräben entfernt. |
1826 |
Einebnung der Stadtgräben (z. B. des sogenannten Hirschgrabens) und Abtragung von Vorwerken. |
19. Jahrhundert |
Nutzung des Erdgeschosses als Schlosserwerkstätte, Erweiterungen und Umbauten, z. B. Genehmigung eines Seitenanbaus 1875. Turmdachbalken von 1871, erhalten bis heute. |
1910 |
Hochwasserereignis: Die Ill trat über die Ufer – auch das Churer Tor war betroffen. |
1920er Jahre |
Das Churer Tor wird vom Zahnarzt Rumer an die Familie Seeger verkauft |
1960/1961 |
1961 wurde das Churer Tor am 28. März 1961 als erstes Gebäude in Feldkirch unter Denkmalschutz gestellt. 1960 erschien eine Briefmarke mit dem Churer Tor als Motiv (ATS 5,50). |
1994 |
Restaurierung unter Bauleitung des Hochbauamtes der Stadt Feldkirch (Leiter Ing. Egon Cavada); umfassende Sanierung und Außensanierung. |
Der Name – „Churer Tor“, „Salztor“ & „Hewerstor“
- Hewerstor: Bis ca. 1615 war das Tor unter diesem Namen bekannt. Der Name könnte sich auf das Adelsgeschlecht Hewers (oder Hewer) in Feldkirch beziehen oder auf den Churer Fürstbischof Heinrich IV von Hewen.
- Salztor: Ab ca. 1618 begann die Bezeichnung „Salztor“, wegen des Salzstadels neben dem Tor, in dem Salz aus Tirol zwischengelagert wurde.
- Churer Tor: Der heutige Name bezieht sich auf die Handelsroute nach Chur, die durch dieses Tor über die Heiligkreuzbrücke führte, der einzigen historischen Ill-Brücke an dieser Stelle.
Über die heutige Besitzerfamilie Seeger
Das Churer Tor ist seit vier Generationen im Familienbesitz der Seegers. Harald Seeger ist persönlich in die Pflege und Belebung des Tors involviert: Mit Ausstellungen, Führungen und der Öffnung des Wohnturmes für Besucher. Seine Initiative der Galerie und der Ausstellungsfläche im Erdgeschoss zeigt ein starkes Engagement zur Bewahrung und Vermittlung der Geschichte des Baudenkmals.
Das Churer Tor ist nicht nur ein historisches Denkmal, sondern ein lebendiger Ort:
Wohnen, Ausstellung, Turmbesichtigung, gelegentliche Veranstaltungen machen es zu einem kulturellen Treffpunkt. Es verbindet das mittelalterliche Erbe von Feldkirch mit dem Engagement der Eigentümer, Geschichte sichtbar und erfahrbar zu halten!