48 Jahre Rheticus-Gesellschaft

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Das Nägele-Biotop in Brederis-Paspels

Dieses Biotop wurde in einer Arbeitsgemeinschaft mit der Rheticus-Gesellschaft, Naturschutzbund Rankweil, Marktgemeinde Rankweil und der Baufirma Nägelebau nach zehnjähriger Vorlaufzeit und Vorbereitung am 6. Oktober 1996 eröffnet.

 

Kurzbeschreibung:

  • Standort: Brederis-Paspels bei den Baggerseen im sogenannten "Münkafeld" östlich der L60, neben dem großen Parkplatz für Baggerseebesucher.
  • Grundbeistellung: Marktgemeinde Rankweil
  • Größe: ca. 2,4 ha.
  • Verwaltung: Naturschutzbund Rankweil-Vorderland, Köhlerstraße 10, 6830 Rankweil.
  • Finanzierung: Kompensationsarbeiten der ursprünglich behördlich geforderten Humusierung mit umfangreichen Teichbauarbeiten durch die Baufirma Nägelebau.
  • Schutz: Das Biotop wurde 1997 auf Grund der §§ 29 und 48, Abs. 3 des Gesetzes über Naturschutz und Landschaftsentwicklung LGBL Nr. 36/1997 zum geschützten Gebiet erklärt.
  • Auskünfte und Anfragen: Dr. Richard Werner E-Mail: rich-werner@tele2.at

Der von der Baufirma geschaffene Baggersee konnte nach dessen teilweisen Wiederauffüllung mit sterilem Material (Waschschlamm aus der Kieswäsche und Bauschutt) in ein äußerst wertvolles Feucht- und Trockenbiotop umgestaltet wurden. Im Oktober 1996 waren drei und bis zu vier Meter tiefe Teiche fertig. 2002 kamen sieben weitere Flachwasserteiche dazu. Somit sind unterschiedliche Strukturen und Lebensräume für verschiedene Tier- und Pflanzenarten geschaffen worden. Gerade die flach angelegten Teiche bevorzugt der äußerst gefährdete Laubfrosch, die tieferen aber der Seefrosch. Aber auch für viele Vogelarten ist das gesamte Gelände sowohl als Brutgebiet als auch als Rastplatz im Frühjahr und Herbst sehr wertvoll.


Markante Daten aus der Entstehungsgeschichte:
Mai 1989 - Bildung einer ARGE Rheticus-Gesellschaft mit dem Naturschutzbund Rankweil.

Juni 1989 - Erstes Grundsatzschreiben an die Baufirma Nägele.
August 1989 - Vorstellung der Planskizze über das Vorhaben bei der Firma Nägele.
Juli 1990 - "Rankweiler Sommer", Exkursion in das Lehrbiotop "Alte Rüttenen" Bürgermeister Kohler verspricht, sich für ein Feuchtbiotop auf Rankweiler Gemeindegebiet einzusetzen.
Februar 1991 -  Vorläufiger Plan ergeht an die Gemeinde Rankweil. Grundsatzbeschluss des Gemeindevorstandes Rankweil für die Erstellung des Biotopes und Überreichung des vorläufigen Endplanes an die Firma Nägele.
Oktober 1991 - Kommissionelle Verhandlung der BH Feldkirch bezüglich der wasserrechtlichen Bewilligung nach dem Landschaftsschutzverfahren zur Schaffung des Biotopes.
1992 bis 1995 - Verschiedene weiterführende Arbeiten, um die Endausgestaltung möglich zu machen.
Jänner 1996 - Beginn der umfangreichen Aushubarbeiten für den zweiten und dritten Teich, sowie die Aufschüttung des nordwestlichen Hügels.
Oktober 1996 - Eröffnung des Biotopes, nachdem rund 2/3 der Anlage fertig gestellt sind.
Jänner/Februar 2002 - Erstellung von sieben Flachwasserteichen.
Februar/März 2010 - Sanierung bzw. Verbesserung der 2002 gegrabenen Flachwasserteiche.
Jänner 2013 - Auflösung der Arbeitsgemeinschaft zwischen Rheticus Gesellschaft und Naturschutzbund
 
Ziele des Projektes sind:

  • Die Erhaltung und Verbreitung gefährdeter, bzw. auf der Roten Liste stehenden Tier- und Pflanzenarten im Rahmen eines großen Feucht- und Trockenbiotopes.
  • Die beispielhafte Sanierung einer großen künstlich geschaffenen Landschaftswunde als "Natur aus zweiter Hand".
  • Das vorbildhafte Zusammenwirken von Vereinen, Gemeinde, Unternehmen und Privatpersonen.
  • Verwirklichung eines Biotopverbundes "Alte Rüttenen" in Feldkirch und "Brederis-Paspels" in Rankweil mit mehreren Stationen.
  • Zumindest eine teilweise Rückgabe an die Natur für menschliche Eingriffe im Zuge der Kiesgewinnung im Ausmaß von rund 25 h. (Heute offene Wasserflächen im Grundwasser mit uneingeschränkter Vereinnahmung durch Freizeitbetrieb wie Fischen, Baden, Surfen)

Derzeitige Situation:
Die ursprünglich angedachten Vorstellungen von artenreichen Amphibienpopulationen wie in den Alten Rüttenen haben sich leider nicht eingestellt. Verantwortlich dafür darf die überaus große und konkurrenzstarke Population des Seefrosches (Rana ridibunda) angenommen werden, welche die bisher hier vorkommenden Teichfrösche (Rana kl. esculenta) und kleinen Wasserfrösche (Rana lessonae) verdrängt hat. Auch der Bestand an Laubfröschen (Hyla arborea) ist durch diese Entwicklung rückläufig.
 

Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Faktor sind die zahlreichen Goldfische in den tiefen Teichen, die besonders den Eiern und Larven von Molchen und Fröschen nachstellen. Waren die Goldfische ursprünglich nur auf den im Grundwasser liegenden, ältesten und größten Teich beschränkt (deren überdrüssig von Menschen leider eingesetzt), so sind sie jetzt auch in den im Jänner 1996 erstellten Teichen anzutreffen. Mit größter Wahrscheinlichkeit haben Wasservögel, wie Enten, Blesshühner, Schwäne etc., Fischeier aus dem ältesten Teich, die am Gefieder haften geblieben sind, in die neuen Teiche übertragen. Bei den kurzen Distanzen zwischen den einzelnen Teichen (höchstens 50 Meter!) ist die Gefahr der Austrocknung der Fischeier eher unwahrscheinlich.
 
Damit aber Seefrösche und Goldfische die tiefen Teiche nicht allein für sich beanspruchen, wurden im Jahre 2002 sieben ursprünglich nicht vorgesehene Flachwasserteiche geschaffen. In diesen sollen andere Frosch- und Molcharten sicheren Lebensraum finden. Im Februar / März 2010 mussten diese aber wegen des starken Schilfwuchses etwas vertieft und erweitert werden.
 
Beobachtungen von Amphibien können durch die starke Verwachsung der Altteiche an den Ufersäumen nur erschwert gemacht werden. Die Flachwasserteiche eignen sich dafür jedenfalls viel besser. Interessante Vogelbeobachtungen sind allerdings schon leichter zu machen (Fernglas empfohlen!). Akustisch geben die zahlreichen Seefrösche zur Paarungszeit im Frühjahr eine stimmgewaltige Vorstellung. Besonders vormittags und in den frühen Abendstunden sind sie besonders aktiv.
 
Um den artenreichen Lebensraum in diesem Biotop zu erhalten ist es allerdings notwendig, alle zwei Jahre den aufkommenden Baum- und Strauchbewuchs abschnittsweise zu roden.