"Bildhauer Jakob Summer"
Seine Darstellungen des Weihnachtsgeschehens in Rheintaler Kirchenkrippen
Die älteste Tochter des Bildhauers, Keramikkünstlerin Mag.a Maria Jansa und ihre Schwester, Bildhauerin Mag.a Reinelde Summer wussten viel über Leben und Werk ihres Vaters zu berichten.
Das Kunstschaffen in Holz des akademischen Bilderhauers Jakob Summer aus Fraxern stand im Zentrum dieser „Krippenfahrt“, welche schwerpunktmäßig Weihnachtskrippen und Krippenkompositionen dieses Künstlers im Schweizer Rheintal zum Ziel hatte. Wir besuchten die Kirchenkrippen in Rüthi, Balgach, der Klosterkirche Mehrerau und in der St. Josefs Kirche in Rankweil.
Der Künstler
Der Bildhauer Jakob Summer lebte von 1908 - 1984 in Fraxern. Die beiden Töchter, die Keramikkünstlerin Mag.a Maria Jansa, und die Bildhauerin Mag.a Reinelde Summer begleiteten die „Krippenfahrt“ und schilderten sehr authentisch nicht nur ihre ganz privaten Erlebnisse, sondern gaben fachkundig einen Einblick in das umfangreiche künstlerische Schaffen ihres Vaters. Im Anhang finden sie ein PDF Dokument mit einem Interview von Albert Summer mit der ältesten Tochter des Bildhauers, Maria Jansa zum Leben und Werk ihres Vaters.
Krippe in Rüthi
Als erste Station besuchten wir die Kapelle St.Valentin in der Pfarrei Rüthi-Lienz, welche bereits 1287 in einer Stiftungsurkunde erwähnt wird. Hier steht ein Frühwerk des Bildhauers aus dem Jahre Jahre 1952, welches aus Zirbenholz geschnitzt wurde. Dieses enthält beeindruckende Figuren mit ausdruckvollen Gesichtern. Die Figuren wurden dezent vom Künstler handbemalt und sind sehr gut erhalten.
Jakob Summer wuchs in sehr ärmlichen Verhältnissen mit sieben Geschwistern auf und musste als Bub in der Bergbauern-Landwirtschaft mitarbeiten und im Sommer auf verschiedenen Alpen hüten und sennen. Man merkt es seinen Tierfiguren an, dass er Tiere über alles liebte und sie dann auch perfekt schnitzen konnte. An seinen Werken lässt sich gut ablesen, dass sein früher Stil von seinen Professoren und seinen Lehrmeistern geprägt wurde. „Dieser Stil war naturalistisch und oft auch symbolistisch. Jakobs Kunst ist daher traditionsgebunden, zeigt aber immer eine starke Eigenschau, eine persönliche Formkraft. Seine bäuerlich-handwerkliche Herkunft spiegelt sich in den Skulpturen wider. Diese sind in eine lebendige Einfachheit hineingestellt, die den Betrachter zu ergreifen versteht“, so seine Tochter im Interview.
Krippenrelief in Balgach
Unsere nächste Station war die kath. Kirche Balgach. 1825/26 baute der Bregenzerwälder Simon Moosbrugger die einschiffige, helle Barockkirche mit mächtigem Turm auf das Bergli. Damit endete die gemeinsame Nutzung der Simultankirche. In der Mitte des vergangenen Jahrhunderts wurde das Gebäude innen renoviert und gestaltet. Ungleich stärker forderten Kirchgemeinden Summers Können heraus, mussten solche Werke ja in großen Sakralräumen bestehen, wie eben die imposante Reliefkrippe über dem Hauptaltar in Balgach, welche er 1963 geschaffen hat.
Diese kann immer noch jedes Jahr in der Weihnachtszeit besucht werden. Besonders erkenntlich ist, dass er minimalistischer wurde. In den ersten Jahren lasierte er noch gern seine Werke in erdigen Farben, bis er später ganz davon abkam und die Farbe des Holzes für sich sprechen ließ. Ebenso vereinfachte er seine Formensprache: Sein Blick ging auf das Wesentliche.
Krippe in der Klosterkirche Mehrerau
Unsere nächste Station war in Bregenz. Die Abteikirche von Mehrerau überraschte die Besuchenden durch eine zisterziensische Nüchternheit. Zunächst empfängt den Besucher die monumentale Portalplastik des Bregenzerwälder Bildhauers Herbert Albrecht (1927-2021): Das 1962 geschaffene Kunstwerk aus Betonguss stellt die Vision der apokalyptischen Frau aus der Offenbarung des Johannes, Kapitel 12, dar. Die auf den Fundamenten der 1125 geweihten romanischen Basilika erbauten Barockkirche wurde unter der Leitung des Bregenzerwälder Baumeisters Franz Anton Beer 1730 vollendet.
Wir konnten nun die kleine Krippe von Summer aus dem Jahr 1949 bewundern, bei der viele filigrane Details auffallen. Sein Gespür für die Komposition von Gruppen ist besonders bei seinen Krippen zu sehen. Er verstand es, die Beteiligten in einen Zusammenhang zu setzen. Die Proportionen hatte er natürlich in „Fleisch und Blut“, doch konnte er auch frei und großzügig mit ihnen umgehen. Leider wurde das Jesuskind gestohlen und dann vom Schnitzer Wendelin Hammerer aus Egg nachgeschnitzt.
Krippe in Rankweil
Die letzte Station war dann beim der St. Josefskirche in Rankweil, welche unter Pfarrer Anton Andergassen in den 60er Jahren nach den Plänen des Architekten Sepp Blenk aus Dornbirn errichtet wurde. Hier stehen neben dem Hauptaltar die großen Krippenfiguren Maria, Josef und das Jesuskind. Leider stört das „Beiwerk“ wie papiererne Säulen, Steine, Jesuskind auf einer „Grillschale“ und hohe Weihnachtssterne. Das muss man sich eben ausblenden, um die schlichten Figuren zu bewundern. Nach einem gemeinsamen Weihnachtslied ging es noch in die kleine Marienkapelle, wo eine Statue Maria mit dem Kind zu finden ist. Madonnen standen immer wieder im Zentrum von Jakob Summers Arbeiten und er verehrte die Muttergottes ganz besonders.
Ein ganz besonderer Dank an den Initiator dieser „Krippenfahrt“ Albert Summer, dass nach zweimaligem Corona bedingtem Absagen es doch noch geklappt hat. Und ein großes Danke den beiden Töchtern des Künstlers, welche mit Herzblut und vielen Details uns vom künstlerischen Schaffen ihres Vaters überzeugen konnten.
(Bericht und Fotos Helmut Köck, Jänner 2023)