Exkursion ins Vorderrheintal nach Graubünden
Wer mit dem ehemaligen Kultursamtsleiter der Stadt Feldkirch, Albert Ruetz auf Exkursion unterwegs ist, der wird für seine Aufmerksamkeit mit profundem Fachwissen über Geschichte und Kunstgeschichte belohnt. So auch beim Tagesausflug der Rheticus-Gesellschaft ins Vorderrheintal in die Schweiz.
Große Kunstschätze
"Wenn man durch das Graubündnerland fährt, dann sind etwa über 100 romanische Bauten zu besichtigen und es ist reich an Kunstschätzen und Landschaftsbildern. Hinter diesen Kunstdenkmälern steckt eine große Geschichte und sie waren zum großen Teil der Grund für die Urbarmachung dieses Landes", so Ruetz. Es begann in Falera, wo besonders die Sankt Remigiuskirche mit wunderbaren Kunstwerken aus verschiedenen Stilepochen interessierte. Faszinierend auch die vor über 3000 Jahren gemachten Steinsetzungen, die bis heute ihre Gültigkeit haben, auch wenn sich unser Himmelsbild seit damals etwas verschoben hat. Schon damals haben die Menschen gewusst, wie sie mit der Natur zu leben haben. Die nächste Station war Laax, heute ein bekannter Fremdenverkehrsort. Interessant ist auch, dass hier bereits im Jahre 700-800 vor Christus Getreideanbau nachweisbar ist und die Bewohner nicht nur von der Jagd gelebt haben sondern bereits Ackerbau betrieben.
Flimser Bergsturz
Weiter ging es nach Sagogn, das zwischen Ilanz und Laax auf einer fruchtbaren, zur Gruob gehörenden Ebene liegt, welche vor rund 10.000 Jahren durch den Flimser Bergsturz entstand. Die offizielle Sprache ist Romanisch und zwar das Idiom Sursilvan. Sagogn war im Mittelalter ein wichtiges kirchliches Zentrum und 1701 Schauplatz des Sagenserhandels. Die katholische Kirche Mariä Himmelfahrt gehört zu den besterhaltenen, vollständig ausgezierten Kirchenbauten des frühen Hochbarocks nördlich der Alpen. Die heutige Kirche steht über verschiedenen Vorgängerbauten, die schon aus dem 5./6. Jahrhundert stammen. Die qualitätsvollen Malereien sind von Bibelzitaten begleitet und wurden "al freso" aufgetragen.
Vorarlberger Baumeister
Nach einer zünftigen Mittagspause mit regionaler Küche gab es einen Rundgang in der kleinen Stadt Ilanz mit reich ausgestatteten Kirchen und bedeutenden Bürgerhäusern. Der Höhepunkt der Fahrt war dann Waltensburg mit seinen berühmten Fresken, im 14. Jh. vom Waltensburger Meister geschaffen. Der Künstler hat es hier verstanden, eine mystische Beziehung des Betrachters in den gezeigten Bildern mit dem Leiden Jesus von Nazaret herzustellen. Die letzte Station galt dem Kloster von Disentis. Es ist eine Abtei der Schweizerischen Benediktinerkongregation, die um das Jahr 720 gegründet wurde. Sie trägt den Namen des Heiligen Martin und präsentiert sich heute im baulichen Zustand des späten 17. Jahrhunderts. Die zweitürmige Kirche wurde zwischen 1696 und 1712 im Vorarlberger Barock von der Auer Zunft unter den Baumeistern Caspar Moosbrugger und Franz Beer erbaut. Die Abtei hat in diesem Tal, von Von Tamins nach Tschamut, wesentlich dazu beigetragen, dass hier eine ganz wichtige und spannende Kulturlandschaft entstanden ist und die Äbte sich um die wichtigen Alpenübergänge gekümmert haben.
(Bericht und Fotos Helmut Köck, September 2013