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48 Jahre Rheticus-Gesellschaft

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Exkursion Rorschach

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Reiseleiter Albert Ruetz und ein ehemaliger Professor der PH erklärten uns im ehemaligen Kapitelsaal (heute Musiksaal) die reiche Ausmalung aus den 60er-Jahren des 16. Jahrhunderts.

25 Teilnehmer erlebten einen Tag der Kontraste: Am 27. April 2019 ging es nach Rorschach ins Kloster Mariaberg und zu einem Besuch der Sammlung Würth.

 

Der Besuch dieser beiden künstlerischen Positionen in unserer unmittelbaren Nähe war tatsächlich eine Begegnung von Kontrasten. Mit unserem Obmann und Reiseleiter Albert Ruetz ging es mit dem Bus nach Rorschach. Hier stand die spätgotische Klosteranlage von Mariaberg auf dem Programm. Und gerade dieser Bau machte es möglich, sich in die Gedankenwelt des Spätmittelalters hineinzudenken. Das ehemalige Kloster ist die mächtigste spätgotische Klosteranlage der Schweiz. Sie wurde 1487 bis 1489 von Abt Ulrich Rösch erbaut, wurde im machtpolitischen Ringen zwischen der Stadt St. Gallen und dem Fürstabt kurz vor der Vollendung zerstört und später wieder aufgebaut.

 

Faszinierende Steinmetzkunst

Insbesondere der Reichtum an Steinmetzarbeiten ist einzigartig. Ein striktes ikonographisches Programm von Schlusssteinen ziert den Kreuzgang und das Refektorium, die Maßwerkfenster sind fast alle verschieden voneinander, viele der ursprünglichen Konsolsteine sind noch erhalten. Der Nordarm des Kreuzgangs zeigt verschiedenste Rippengewölbe. Der Kapitelsaal (heute Musiksaal), der während drei Jahrhunderten als Kapelle diente, trägt eine reiche Ausmalung aus den 60er-Jahren des 16. Jahrhunderts. Im Obergeschoss kamen während der Renovation in den 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts die Stützen und Wandgemälde des ehemaligen äbtischen Empfangssaales zum Vorschein. Sie stammen aus der Zeit um 1540. Bemerkenswert sind die Deckengemälde und Stuckaturen in den ehemaligen äbtischen Gemächern, die in der letzten Phase der Abtei St. Gallen, Ende des 18. Jahrhunderts, entstanden. Der Dachstock - vollständig in Holz ohne Eisennägel ausgeführt - stammt fast vollständig aus der Bauzeit.


Das Gebäude, das nie als Kloster benutzt wurde, ging 1864 an den Kanton St. Gallen über, der das Lehrerseminar Mariaberg gründete. Von 1969 bis 1978  wurde es aufwendig nach kunsthistorischen Erkenntnissen renoviert. Heute ist die Pädagogische Hochschule des Kantons St. Gallen darin untergebracht. Mehr unter http://www.mariaberg.ch

 

Sammlung  Würth Haus Rorschach 

Danach ging es weiter zum Würth Haus zu einer gemütlichen Mittagspause. Die Würth-Gruppe ist Weltmarktführer in ihrem Kerngeschäft, dem Handel mit Montage- und Befestigungsmaterial. Das Würth Haus Rorschach versteht sich als visionärer Ort der Begegnung, der Kultur, des Genusses und der Dienstleistungen. Besuchern wird hier eine einzigartige Erlebniswelt in der Ostschweiz geboten. Das Zusammenspiel aus der Kunst vom Forum Würth Rorschach, der Bodensee-Lage und der modernen, aber dennoch zeitlosen Architektur sind Alleinstellungsmerkmale mit denen das Haus als einzigartiger Ort am Bodensee auffällt. Wir durften mehrere  Ausstellungen genießen:

 

“Bi öös deheem“: Diese zeigte Kunstwerke zum Appenzeller und Toggenburger Landleben aus der Sicht von sechs Malerinnen und Malern. Die KünstlerInnen nehmen ihre Heimat unterschiedlich wahr und porträtieren ihre Umgebung aus verschiedenen Sichtweisen. Die Genres und Motive stammen hauptsächlich aus der Bauernmalerei. Tafelbilder, auch “Täfeli“ genannt, sind in der Ausstellung genauso vertreten, wie die traditionellen Sennenstreifen mit Alpfahrtmotiven und bemalte Fahreimerbödeli. Idyllische Landschaften und volkstümliche Festlichkeiten wechseln sich mit Alltagsszenen und ausdrucksvollen Porträts der Landsleute ab.

 

Mit „Von Kopf bis Fuss“ wurden anhand ausgewählter Beispiele der eigenen Sammlung zu einem spannenden Diskurs über Wandel und Konstanten des aktuellen Menschenbildes eingeladen. Seit jeher vermochten Darstellungen vom Menschen mehr als nur dessen physiologische Bedingtheiten abzubilden. So waren sie auch immer zugleich Ausdruck der sich wandelnden Vorstellungen über das Menschsein an sich. War in früheren Jahrhunderten insbesondere das Porträt bestimmt, das jeweilige Menschenbild zu reflektieren, so wenden sich die Künste heute verstärkt dem menschlichen Körper in seiner Gesamtheit zu.

 

Im Ausstellungskomplex „Literatur kann man sehen“ wurden Werke von Hans Magnus Enzensberger, Günter Grass und Hermann Hesse gezeigt. Drei Autoren, drei bildende Künstler, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Hermann Hesse spürt in seinen sinnlichen Farbkompositionen einer poetischen Wahrheit nach. Günter Grass porträtiert neben Alltäglichem auch Großartigkeit und Schrecken des 20. Jahrhunderts und Hans Magnus Enzensberger lädt zu einer spielerischen, hintergründigen und intellektuellen Auseinandersetzung mit Wort, Text und ihrem Bedeutungsgehalt ein.
Mehr vom Würth Haus unter http://www.wuerth-haus-rorschach.ch/de/wuerth_management_ag_haus_rorschach/stratpage_gt/index_1.php

 

Der Besuch dieser beiden Komplexe zeigte uns, wie sehr Kunstwerke sowohl Zeitgeist als auch Geschichtsverläufe zu spiegeln vermögen. Reiseleiter Albert Ruetz verstand es immer wieder, die Zusammenhänge herzustellen und die interessierten TeilnehmerInnen zeigten sich begeistert von dieser Exkursion in die nahe Schweiz.

 

(Bericht und Fotos Helmut Köck, Mai 2019)