Eine Musik- und kunsthistorische Exkursion
Am 11. Juli 2015 veranstaltete die Rheticus-Gesellschaft eine Exkursion in den Süden Vorarlbergs. Prof. Bruno Oberhammer, Organist und Orgelforscher, führte die 29 Reiseteilnehmer zu besonderen Orgeln des Vorarlberger Oberlandes.
Prof. Oberhammer stellte zuerst die Geschichte der Kirche, der Orgel und der Orgelbauer vor. Bei jeder dieser Orgeln spielte er vier bis fünf Stücke. In der Kirche St. Jakob in Bludesch führte er uns die sogenannte „Bergöntzle-Orgel“ vor, einem Elsässer Meister, der vor der Französischen Revolution nach Vorarlberg geflohen war. Die zweite Station war Bartholomäberg, der schönsten Landkirche Österreichs. Diese Kirche ist in barocker Üppigkeit ausgestaltet. Von barocken Engelchen und Heiligen umgeben, konnten die Exkursionsteilnehmer ein Orgelkonzert der besonderen Art erleben. Der Erbauer dieser Orgel war der aus Bürserberg stammende, jedoch in der Schweiz lebende Johann Michael Grass. Von Grass sind in Vorarlberg noch vier Orgeln erhalten, jene in Bartholomäberg hat noch die meiste Originalsubstanz.
Blasbalgtreter
Die Mittagspause wurde im Gasthaus Löwen in Tschagguns gehalten, danach ging es in dem nur wenigen Meter entfernte Pfarr- und Wallfahrtskirche Tschagguns. In dieser renovierten Kirche stellte uns Prof. Oberhammer die drei vorhandenen Orgeln vor. Die jüngste Erwerbung, eine Hausorgel aus der Steiermark, konnte nur unter Mithilfe eines Blasbalgtreters in Betrieb genommen werden. Ein Mitreisender übernahm diese Aufgabe, die einst von sog. „Calcanten“ berufsmäßig ausgeübt wurde. Eine Besonderheit ist eine kleine, transportable Orgel, die in Siebenbürgen im Rahmen eines Arbeitslosenprojektes unter Anleitung eines Schweizer Orgelbauers gebaut wurde.
Danach gab es ein Orgelkonzert auf der ebenfalls von Joseph Bergöntzle (1754-1819) gebauten Orgel. Das Gehäuse dieser Orgel ist noch von spätbarocken Bauvorstellungen bestimmt, während der Klang schon in neuere Zeit weist. Die letzte Station unserer Rundreise war die kleine Kirche von Gortipohl. In dieser Barockkirche befindet sich seit den 1860 er Jahren eine kleine Orgel aus der Schweiz, die dem Typ der Toggenburger Hausorgel entspricht.
Unserem Reiseleiter ist es gelungen, die Vielfalt der Orgellandschaft des Oberlandes vorzuführen. Mit seinen theoretischen Erläuterungen und den Konzerten hat er uns gezeigt, wie unterschiedlich der Klang der Orgeln, vom Barock bis in das 19. Jahrhundert sein kann. Er hat uns auch in die schönsten Kirchen der Region geführt und damit auch gleichzeitig eine kunsthistorische Führung geboten.
(Text Christoph Volaucnik, Fotos Klaus Walenta, Juli 2015)