48 Jahre Rheticus-Gesellschaft

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Rheticus hat die Welt verändert

 

Trotz strömendem Regens konnte Bgm. Wilfried Berchtold am 18. Juni 2010 eine große Anzahl von interessierten Besuchern beim Rheticus Denkmal "Sonnenuhr" vor dem Dom begrüßen. Gemeinsam mit der Rheticus-Gesellschaft wurde zu "Freitag um 5" geladen - ging es bei diesem Thema um den größten Feldkircher, Georg Joachim Rheticus.

 

Betstuhl als "Mittagslinie"

Astronom Dr. Helmut Sonderegger erläuterte den Besuchern die Bedeutung des Kunstprojekts Sonnenuhr, welches 2009 den Feldkircher Kulturpreis erhielt und vom Bildhauer Hanno Metzler aus Lingenau gestaltet wurde. Der Astronom stelle üblicherweise einen Stab auf, Rheticus nahm den Obelisk als Zeitzeiger.

 

"In der ganzen Stadt gab es nur vier Plätze, wo die astronomischen Bedingungen erfüllt werden konnten, um ein solches Objekt in Erinnerung an den großen Feldkircher zu errichten", so Sonderegger. Durch die kreuzförmige  Öffnung zeichnet sich ein heller Fleck auf der Stuhllehne als Schatten ab. Wenn der Schatten der Zeigerspitze (Gnomon) auf die markierte Linie fällt, ist es Mittag. Rheticus war mit Glauben und Theologie verbunden, und er kam durch seine Forschungen in Konflikt. Deswegen wurde es auch von der Dompfarre gut gefunden, dass sein Denkmal auf dem Domplatz stehen wird, und hier im Kleinen als Versöhnung mit Kopernikus und Galilei beitrage.

 

Wer war  Rheticus ?

Nach der Erläuterung am Domplatz, folgte im Rathaussaal ein interessanter Vortrag. Mathematiker Dr. Philipp Schöbi verstand es, das Leben von Georg Joachim Rheticus anhand von interessanten Abbildungen nachzuzeichnen und den Interessierten Besuchern näherzubringen.

 

Am 16. Februar 1514 wurde Georg Joachim Rheticus als Sohn von Georg Iserin(g), dem Stadtmedicus von Feldkirch geboren. Er lernte zunächst an der Lateinschule in Feldkirch, und studierte dann ab 1528 in Zürich Mathematik, danach an der Universität Wittenberg, wo er sich 1536 den akademischen Grad eines Magisters der freien Künste erwarb. Bereits 1532 trifft er sich mit Paracelsus, der für ihn immer wieder ein wichtiger Bezugspunkt in Bezug zur Medizin war.

 

Ohne Rheticus kein Copernicus

1539-41 verweilte Rheticus bei Copernicus in Frauenburg. Er trug zuerst und wesentlich zur Verbreitung des kopernikanischen Weltsystems bei. Er war der einzige Schüler Kopernikus und konnte ihn bei seinem Aufenthalt in Frauenburg davon überzeugen, sein Hauptwerk in Druck zu geben. 1540 veröffentlichte er den ersten Bericht über das heliozentrischen Weltbild die "Narratio prima de libris revolutionum Copernici". Im Jahre 1543 kam dann das Hauptwerk Kopernikus heraus.

 

Meilenstein als Mathematiker

1551 erwarb er sich bedeutende Verdienste durch seine zehnstelligen, von 10 zu 10 Sekunden fortschreitenden Tafeln der trigonometrischen Funktionen. Sie werden als Meilenstein in der Mathematik gesehen, die ersten vollständigen Tafeln in der Geschichte der Geometrie,  ergänzt durch von ihm berechnete Tafeln der Sinus- und Cosinusfunktionen.

 

In Folge eines Skandals wegen einer Affäre mit einem seiner Studenten musste er Leipzig 1551 überstürzt verlassen und studierte danach Medizin in Prag. Ab 1554 lebte er in Krakau als praktizierender Arzt und widmete sich vor allem den Lehren des Paracelsus. Am 4. Dezember 1574 starb er in Kaschau, Ungarn, einsam und verlassen von der wissenschaftlichen Welt.

 

Die Sonne ist im Mittelpunkt

Der bedeutendste Sohn Feldkirchs Rheticus hat die Welt verändert.: Wäre er nicht gewesen, hätte Nikolaus Kopernikus sein revolutionäres Hauptwerk über das neue, heliozentrische Weltbild weder vollendet noch veröffentlicht. Rheticus lässt die Sonne stehen, lässt die Sonne still stehen, das war damals eine ungeheure Feststellung. Nicht mehr der Mensch ist im Mittelpunkt mit seiner Erde, und die Sonne dreht sich um diese Erde, sondern die Sonne ist der Mittelpunkt und die Erde dreht sich.

 

Noch in diesem Jahr wird von der Rheticus-Gesellschaft eine  Monografie über die Forschungsergebnisse von Dr. Philipp Schöbi über den Feldkircher Georg Joachim Rheticus publiziert werden. 

 

(Text und Fotos Helmut Köck Juni 2010)