Nachruf Karlheinz Albrecht
Der verstorbene Karlheinz Albrecht bei seiner Rede am 6.6.2023 anläßlich der Buchpräsentation Feldkirch 1814 - 1914.
Werte Mitglieder und Freunde der Rheticus-Gesellschaft,
unser Gründungsmitglied Dr. Karlheinz Albrecht ist am 08.08. 2023 verstorben und wir haben uns am 25.08. in der Kirche von Tosters in Anwesenheit seiner Familie und einer großen Trauergemeinde von ihm verabschiedet.
Es fällt schwer, das Unbegreifliche zu begreifen, das Unglaubliche zu glauben, der Sprachlosigkeit Sprache zu verleihen. Am besten würde die Sprachlosigkeit wohl mit einem kräftigen bayerischen Bonmot oder einem klugen Spruch über den Tod beendet. Jedoch: Dies wäre nicht sinnvoll, da uns der fehlt, der schlagfertig antwortet, dagegenhält und dann die Lacher auf seiner Seite hätte: Karlheinz!
Von München nach Feldkirch
Karlheinz, in München geboren, kommt bereits als Elfjähriger nach Feldkirch ins Xaveriushaus, wohin ihn der Ortspfarrer von Poing, der früh die Möglichkeiten und Fähigkeiten des aufgeweckten Buben erkannt hatte, vermittelte! Als Internatsschüler besucht er das humanistische Gymnasium in Feldkirch. In der sechsten Klasse kommt er mit der Erziehung im Internat nicht mehr zurecht, sie war autoritär und altmodisch. Karlheinz suchte eine Bleibe und fand sie bei der Familie Hirn. Burkard Hirn war sein Mitschüler und Freund. Frau Hirn kümmerte sich liebevoll um Karlheinz. In dieser Zeit entstanden zwei Freundschaften, die bis heute gelten: Die mit seiner Schlafsaalaufsicht im Internat, Peppi Kiesler und eben mit Burkard. Es ist die Schulzeit auch die Zeit, in der sich Karlheinz als guter und begeisterter Sportler erweist. Er wird sogar Österreichischer Juniorenmeister in der 100m-Staffellauf-Mannschaft.
In der Maturazeit lernt Karlheinz seine Maria kennen und lieben! Sie wird und blieb immer die Liebe seines Lebens. Nach der Matura in Feldkirch folgt der Dienst beim deutschen Militär, den er in Garmisch absolviert, was ihm die Gelegenheit gibt, sich oft mit Maria zu treffen.
Dann folgt für ihn der für seine berufliche Zukunft wohl prägendste Abschnitt seines Lebens: Das Studium von Geschichte und Geographie an der Uni in Innsbruck. Auch Maria kommt nach Innsbruck, um an der LBA zu studieren. Karlheinz findet eine Nebenbeschäftigung am Musisch-Pädagogischen-Gymnasium in Feldkirch und wohnt bei Maria in Marbach. 1971 geben sich Maria und Karlheinz das Jawort. Groß ist die Freude des glücklichen Ehepaars, als 1979 Karin und 1985 Marcus das Licht der Welt erblicken. Karlheinz ist stolz auf seine Kinder und sie sind alles für ihn. Ganz besonders auch, sind ihm seine Enkel ans Herz gewachsen; Nino, von Karin und Wilfried sowie Maximilian von Marcus und Christine.
Feldkircher geworden
Karlheinz übernimmt aus Geschichte ein Dissertationsthema, das zeigt, wie sehr er bereits Feldkircher geworden war. Seine Dissertation aus Geschichte, die er 1975 beginnt und die ihm schließlich 1978 mit der Promotion den Doktor der Philosophie beschert und die heute als interessantes und für die Geschichte Feldkirchs wichtiges Buch existiert: „Geschichte Feldkirchs 1814 bis 1914.“ Die Rheticus-Gesellschaft, deren Gründungsmitglied er war, machte daraus ein spannendes Buch. Das Erscheinen dieses Buches durfte er noch erleben und trotz seiner fortgeschrittenen Krankheit konnte er bei der Präsentation seine Freude darüber Ausdruck verleihen.
Als frisch promovierter Historiker suchte er natürlich eine akademische Stelle, die er schließlich im Aufbau einer Studienbibliothek mit der Stiftung Grabher in Feldkirch findet. Karlheinz brannte für diese Aufgabe und er wird schließlich vom Stadtrat als Bibliothekar angestellt. Karlheinz baut selbst Stellagen für die Humanisten-Bibliothek und baut sukzessive die Bibliothek auf. Marlies Buchreiter, seine erste und langjährige Mitarbeiterin erinnert sich: „Wir hatten blaue Mäntel an, überall waren Dreck und Staub und abends sahen wir aus wie Kaminkehrer. Wir waren Bücherträger, was allerdings der Begeisterung für den Aufbau der Bibliothek keinen Abbruch tat, was sich auch darin zeigt, dass Karlheinz die Ausbildung zum Bibliothekar absolvierte und so vom Bücherträger zum Bibliothekar avancierte, was er auch weit über seine Pensionierung hinaus mit Leidenschaft blieb“.
Karlheinz übersiedelt schließlich mit Maria von Marbach nach Feldkirch. Somit ist aus dem bayerischen Schweizer ein Feldkircher geworden.
Mitbegründer der Rheticus-Gesellschaft
Und es beginnt für Karlheinz eine Zeit, in der er zum Gründer wird. Ihm zu verdanken ist wohl die gute Finanzgebarung des Kulturkreises mit dem Theater am Saumarkt und ebenso die Mitbegründung der Zeitschrift KULTUR!
Er und Uli Herburger, der Leiter des Kulturamtes, haben die Idee, das Theater am Saumarkt umzubauen. Hilfe erhalten sie schließlich vom damaligen Minister Sinowatz. Mit ihm hat dankenswerter Weise Arnulf Häfele ein Gespräch vermittelt, das im Gasthaus Kreuz in Götzis stattfand und das schließlich zu einer Sonderförderung durch den Bund führte.
1974 wurde die Rheticus-Gesellschaft gegründet. Gründungsmitglieder waren u.a. Karlheinz und sein Freund Uli!
Kultur und Kulturinitiativen waren und blieben die Leidenschaft von Karlheinz, wovon seine ehrenamtliche und hilfreiche Tätigkeit bei vielen Vereinen und für sie Zeugnis gibt. 1996 steigt Karlheinz aktiv in die Politik ein, wird Stadtrat für Jugend und Sport und ab 1997 bis zur Schwelle seiner Pensionierung 2010 Stadtrat für Kultur, wobei er so manche Entwicklungen in diesem Bereich wesentlich mitprägt. Der allgemeine Tenor über ihn: Er war moderat, ehrlich, hilfsbereit, sachorientiert, geprägt von humorvollen Sichtweisen und Diskussionsbeiträgen. Fairness gegenüber Andersdenkenden war eines seiner Prinzipien. Sein Denken und Agieren waren von offenem humanistischem Geist geprägt!
Die Rheticus-Gesellschaft hat Karlheinz als Menschen kennen und schätzen gelernt, der sich der Verantwortung gegenüber seiner Familie, der Stadt und der Gemeinschaft immer bewusst war und diese Verantwortung auch lebte! Der interessiert war an den wichtigen und schönen Dingen des Lebens: an seiner Familie, an seinen Freunden, am Getriebe der Welt, die er zu ergründen und zu erklären versuchte, was die von ihm verfassten Bücher beweisen. Voller Staunen und Neugier war seine Wahrnehmung, und dieses Staunen über Entdeckungen und Erfahrungen wollte er weitergeben, war er immer bereit zu vermitteln!
Wir gedenken an Karlheinz mit einem Gedanken von Hermann Hesse: „Auf unserer Stufe muss das Totenopfer in unserer Seele vollzogen werden, durch Gedanken, durch genaueste Erinnerung, durch Wiederaufbau des geliebten Wesens in unserem Inneren. Vermögen wir dies, dann geht der Tote weiter neben uns, sein Bild ist gerettet und hilft, den Schmerz fruchtbar zu machen.“
Karlheinz, die Rheticus-Gesellschaft verabschiedet sich von dir mit einem Wort Michelangelos: “Du bist nicht tot. Du wechselst nur die Räume. Du lebst in uns und gehst durch unsere Träume!“
In großer Dankbarkeit
Für die Rheticus-Gesellschaft
Mag. Albert Ruetz, Obmann, Herman Amann, Geschäftsführer