48 Jahre Rheticus-Gesellschaft

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Die Wiederentdeckung von Amerikas Taufschein

Der Vortragende, Dr. Philipp Schöbi, ein unermüdlicher Forscher in Sachen Rheticus, hat auch bei dieser Geschichte penibel recheriert und den Anwesenden spannende Einblicke über die glücklichen Umstände, die zum „Überleben” dieses Exemplars führten mit eindrucksvollem Bild- und Textmaterial vermittelt.


Mit großem Interesse verfolgten am 3. Mai 2023 30 Interessierte den spannenden Bildvortrag von Philipp Schöbi, wie ein Pater der Stella Matutina die verschollene Geburtsurkunde Amerikas wiederfand.

 

Der Kontinent Amerika verdankt seinen Namen der großen Waldseemüllerkarte aus dem Jahre 1507. Obwohl seinerzeit in 1000 Exemplaren gedruckt, ging dieser „Taufschein Amerikas” im Laufe der Zeit verloren und galt schon um 1800 als unauffindbar. Bereits hatte man sich mit dem Gedanken abgefunden, die meistgesuchte Karte der Welt würde wohl für immer verschollen bleiben, als ein Pater der Feldkircher Jesuitenschule Stella Matutina 1901 auf Schloss Wolfegg auf ein erhaltenes Exemplar von Amerikas Namensgeberin stieß – eine Sensation, die damals um die Welt ging.

 

Der Vortragende, Dr. Philipp Schöbi, ein unermüdlicher Forscher in Sachen Rheticus, hat auch bei dieser Geschichte penibel recheriert und den Anwesenden spannende Einblicke über die glücklichen Umstände, die zum „Überleben” dieses Exemplars führten mit eindrucksvollem Bild- und Textmaterial vermittelt.

 

Bedeutend für die Geschichte der Kartographie

Der Fund der Martin Waldseemüller Weltkarte durch Pater Fischer war ein bedeutendes Ereignis in der Geschichte der Kartografie. Die Martin Waldseemüller Weltkarte, auch bekannt als Universalis Cosmographia, gilt als eine der wichtigsten Karten der Renaissance. Der Fund der Karte erfolgte im Jahr 1901 im Schloss Wolfegg in Oberschwaben/ Deutschland. Pater Josef Fischer, ein Mitglied der Gesellschaft Jesu, an der Stella Matutina Lehrer für Geografie und in seinen letzten Lebensjahren Bibliothekar des Schlosses, entdeckte die Karte in einem Stapel alter Bücher. Fischer erkannte sofort den historischen Wert der Karte und ihre Bedeutung für die Erforschung der Entdeckungen der Neuen Welt.

 

Die Martin Waldseemüller Weltkarte wurde ursprünglich im Jahr 1507 von dem deutschen Kartografen Martin Waldseemüller und seinem Kollegen Matthias Ringmann erstellt. Sie basierte auf den Berichten und Karten von Entdeckern wie Amerigo Vespucci und Christoph Kolumbus. Die Karte war bahnbrechend, da sie erstmals den Kontinent Amerika als eigenständiges Landmassiv darstellte und ihm den Namen "America" gab, zu Ehren von Amerigo Vespucci. Pater Fischer erkannte auf der Stelle, dass er auf etwas Außergewöhnliches gestoßen war und informierte Fachleute über den Fund. Die Weltkarte wurde 100 Jahre später in die Sammlung der Library of Congress in Washington, D.C. aufgenommen, 2005 zum UNESCO-Weltdokumentenerbe erklärt und wird heute als eines der wertvollsten und bedeutendsten historischen Dokumente betrachtet.

 

Auswirkungen auf die Geografie zur Zeit der Renaissance

Der Fund der Karte hatte weitreichende Auswirkungen auf das Verständnis der Entdeckungsreisen und der Geografie zur Zeit der Renaissance. Sie war eine der ersten Karten, die den gesamten Globus darstellte und wichtige Informationen über die damals bekannten Länder und Kontinente lieferte. Die Martin Waldseemüller Weltkarte trug dazu bei, das Wissen über die Welt zu erweitern und die Grundlage für zukünftige kartografische Arbeiten zu legen. Der Fund der Martin Waldseemüller Weltkarte ist ein Beispiel dafür, wie wichtige historische Artefakte manchmal durch Zufall entdeckt werden. Die Karte bleibt ein faszinierendes Zeugnis der Entdeckungen und des Fortschritts der Menschheit in der Erforschung der Welt.

 

Über Pater Fischer

Pater Josef Fischer wurde am 19. März 1858 in Quadrath geboren. Nach seinem Eintritt in den Jesuitenorden widmete er sich intensiv dem Studium der Geografie und Kartografie. Von 1886 bis 1888 und von 1892 bis 1938, also fast 50 Jahre lang, unterrichtete Fischer an der Jesuitenschule Stella Matutina in Feldkirch. Seine außergewöhnliche Leidenschaft und sein Wissen auf diesem Gebiet führten dazu, dass er eines Tages auf einen bemerkenswerten Fund stieß. Im Jahr 1901 entdeckte Pater Fischer in einem Stapel alter Bücher in den Archiven im Schloss Wolfegg eine scheinbar vergessene Karte. Pater Fischer erkannte sofort die historische Bedeutung dieser Karte und machte es sich zur Aufgabe, ihre Existenz der Weltöffentlichkeit bekannt zu machen. Er veröffentlichte eine umfangreiche Abhandlung über die Waldseemüller-Karte und organisierte Ausstellungen und Vorträge, um die Menschen über ihre Bedeutung aufzuklären.

 

Durch seine Arbeiten trug Pater Fischer maßgeblich dazu bei, dass die Waldseemüller-Karte, als wertvolles historisches Dokument anerkannt wurde. Seine Forschungen und seine Begeisterung für die Kartografie brachten ihm internationalen Ruhm ein, und er wurde als Experte auf diesem Gebiet anerkannt. Pater Josef Fischer verbrachte sein Leben damit, Wissen zu vermitteln und die Geschichte der Kartografie zu erforschen. Er referierte an verschiedenen Universitäten und veröffentlichte zahlreiche wissenschaftliche Artikel und Bücher. Seine Arbeit war von großer Bedeutung für die Erforschung der Geschichte der Kartografie und die Anerkennung der Waldseemüller-Karte als ein Meisterwerk der frühen Kartografie.

 

Pater Josef Fischer verstarb am 6. Oktober 1944 in Wolfegg, hinterließ jedoch ein bleibendes Erbe in der Kartografiegeschichte. Seine Entdeckung der Waldseemüller-Karte und seine leidenschaftliche Arbeit haben dazu beigetragen, unser Verständnis von geografischen Kenntnissen und der Entwicklung der Kartografie zu erweitern. Seine Beiträge werden auch weiterhin von Wissenschaftlern und Historikern weltweit geschätzt und anerkannt.

 

(Bericht und Fotos Helmut Köck, Mai 2023)