Buchpräsentation „Die NS-Diktatur in der Aufbaugemeinde Fraxern“
Der Jakob-Summer-Saal in Fraxern vermochte am Freitag, dem 11. November 2016, den Besucheransturm nicht mehr fassen. Die Buchpräsentation des Autors Albert Summer gestaltete sich mit ihrem reichhaltigen Programm zu einem eindrucksvollen Erlebnis.
Die jahrelangen Recherchen Summers fasste dieser in einem 630 Seiten starken Werk zusammen – die bisher umfangreichste Publikation der Rheticus-Gesellschaft und gleichzeitig der 70. Band in der „Schriftenreihe“ seit vierzig Jahren. Zu diesem Anlass präsentierte sich der Band auch in einem völlig neuen Aussehen. Die Moderation des Abends hatte Mag. Christoph Thöny, u.a. Geschäftsführer des Vorarlberger Landesmuseumsvereins, übernommen. Zu weiteren anwesenden Historikern zählte Nationalrat Dr. Harald Walser, der Obmann der Johann-August-Malin Gesellschaft, Dr. Werner Bundschuh und der Militärhistoriker Oberst Erwin Fitz. Grußworte seitens der Vorarlberger Landesregierung überbrachte Landesrat Dr. Christian Bernhard. Die Festrede hielt Univ.-Prof Dr. Peter Bußjäger zum Thema „Vorarlberger Gemeinden zwischen 1934 und 1945“.
Anhand von Quellentexten und Gedichtinterpretationen erläuterte der Autor Albert Summer die vielfältigen Inhalte seines Buches und der Versuch aus dem bäuerlichen und armen Fraxern ein NS-Musterdorf zu machen. Beeindruckend gestaltete sich die Gedichtinterpretation von Mag. Erich Summer, die vom Fraxner Euthanasieopfer Josef Nägele handelte.
Geschäftsführer und Mitbegründer der Rheticus-Gesellschaft, Gerhard Wanner, hob in seiner Eröffnungsrede hervor, dass sich der Verein seit den 90er-Jahren des 19. Jahrhunderts intensiv mit „kritischer“ Zeitgeschichte zu beschäftigen begann und dies vor allem erfolgreich in Zusammenarbeit mit verschiedensten Institutionen, so auch mit der Gemeinde Fraxern. Zusätzlich zu den 70 Bänden der „Schriftenreihe“ erschienen im Rahmen der „Vierteljahresschriften“ weitere 70 Sonderbände, die meisten davon konnten kostenlos an die Mitglieder abgegeben werden. Die Rheticus-Gesellschaft entwickelte sich daher zum größten Verlag landeskundlicher Literatur in Vorarlberg. Wanner hob hervor, dass Albert Summers Darstellung, die einzig spezielle dieser Art in Österreich sei und eine außerordentlich historisch-wissenschaftliche Leistung. Am Zustandekommen war auch Mag. Rupert Tiefenthaler beteiligt, unter dessen Anleitung das Archivmaterial gesichtet und geordnet wurde.
Bürgermeister Steve Mayr sicherte die finanzielle Unterstützung des Projektes zu und versprach zusammen mit dem Autor weitere Initiativen bezüglich der lokalen und überregionalen Zeitgeschichtsforschung.
Nicht zuletzt bot der serbische Musiker Prof. Goran Kovacevic mit seinem virtuosen Harmonikaspiel eine stimmungsvolle Begleitung, bis die Besucher zu Speisen und Getränken eingeladen wurden, die auch die damaligen Kriegsgefangenen und Ostarbeiter in den Arbeitslagern bekamen- freilich etwas „aufgebessert“.
(Bericht Dr. Gerhard Wanner, Foto Sandra Kathan, November 2016)