Der langjährige Forschungsleiter vom Projekt „Rheticus“ Dr. Thomas Haas mit Rheticus-Biograf Dr. Philipp Schöbi.

Hightech trifft Renaissance – Das Forschungsprojekt „Rheticus“ begeistert in Feldkirch

Am 5. Juni 2025 verwandelte sich der historische Ratssaal in Feldkirch in ein Fenster zur Zukunft: 20 interessierte Zuhörer erlebten einen faszinierenden Vortrag von Dr. Thomas Haas über das zukunftsweisende Projekt „Rheticus“.


Text und Fotos Helmut Köck, Juni 2025

Im Zentrum des Projekts steht eine spektakuläre Idee: Die Natur nachbauen! Genauer gesagt: die Photosynthese, wie sie Pflanzen seit Millionen Jahren betreiben. Aber nicht im Wald, sondern im Labor – mit Hilfe von Bakterien, Strom aus Wind- und Sonnenkraft, und Kohlendioxid (CO₂) aus der Luft.

Eingeladen hatte Philipp Schöbi, der die Gäste herzlich begrüßte – ebenso wie den Referenten, der extra aus Frankfurt angereist war und seinen Vortrag ganz im Geist der Wissenschaft ehrenamtlich hielt.

 

Was haben der Feldkircher Universalgelehrte Joachim Rheticus aus dem 16. Jahrhundert und ein modernes Hightech-Projekt des 21. Jahrhunderts gemeinsam? Eine ganze Menge! Rheticus war seiner Zeit weit voraus – ein Visionär, der Mathematik, Astronomie, Medizin , Chemie und Kartographie verband. Heute trägt ein ebenso visionäres Forschungsprojekt seinen Namen – und das zu Recht.

 

Was ist „Rheticus“ ?

Im Zentrum steht eine spektakuläre Idee: Die Natur nachbauen! Genauer gesagt: die Photosynthese, wie sie Pflanzen seit Millionen Jahren betreiben. Aber nicht im Wald, sondern im Labor – mit Hilfe von Bakterien, Strom aus Wind- und Sonnenkraft, und Kohlendioxid (CO₂) aus der Luft.

 

Ziel ist es, auf diese Weise wichtige Chemikalien herzustellen – klimafreundlich, nachhaltig und unabhängig von Erdöl. Damit könnte man eines der größten Umweltprobleme – den CO₂-Ausstoß – direkt als Rohstoff nutzen und gleichzeitig die Industrie von fossilen Energien abkoppeln. Ein echter Gamechanger!

 

Große Namen, große Ideen

Gestartet wurde das Projekt 2018 von zwei deutschen Industriegiganten: EVONIK und SIEMENS. Unterstützt wird es vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der sogenannten Kopernikus-Initiative – dem größten deutschen Forschungsprogramm für die Energiewende. Dr. Thomas Haas, einer der führenden Köpfe hinter dem Projekt, erklärte mit viel Engagement, wie aus einer kühnen Idee Schritt für Schritt Realität wird.

 

Künstliche Photosynthese – so funktioniert’s

Statt Sonnenlicht und Blattgrün kommen in „Rheticus“ spezielle Mikroorganismen zum Einsatz, die mit Strom „gefüttert“ werden. Sie verwandeln CO₂ in nützliche Stoffe – zum Beispiel Alkohole oder andere Grundbausteine für die chemische Industrie. Das Besondere: Der Strom stammt aus erneuerbaren Quellen wie Wind und Sonne. So entsteht eine CO₂-neutrale Produktionsweise, die langfristig sogar mehr CO₂ binden als freisetzen könnte.

 

Fragen, Staunen, Zukunftsvisionen
Im Anschluss an den Vortrag entwickelte sich eine lebendige Diskussion. Viele Zuhörer waren überrascht, wie nah diese visionäre Technik bereits an der praktischen Umsetzung ist. Prototypen existieren bereits, nun geht es darum, den Prozess auch wirtschaftlich erfolgreich zu machen.

 

Fazit:

„Rheticus“ zeigt eindrucksvoll, wie moderne Forschung die großen Herausforderungen unserer Zeit anpackt – mit Mut, Kreativität und Hightech. Und vielleicht hätte der Namensgeber selbst, Georg Joachim Rheticus, an diesem Projekt sogar mitgearbeitet – denn er liebte den Blick in die Sterne genauso wie die Suche nach neuen Erkenntnissen.

 

Link zum Forschungsprojekt „Rheticus“:

https://rheticus.com/rueckblick/berichte-2015-2019/berichte-2019/das-forschungsprojekt-rheticus