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Mobilität anno dazumal - Verkehrsverhältnisse in Vorarlberg einst


Am 28.02.2024 lauschten fast 30 Teilnehmer dem launigen Vortrag von Christoph Volaucnik im Stadtarchiv.

 

Die Mobilität in Vorarlberg von der Zeit des Mittelalters bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war geprägt von einer Vielzahl von Transportmitteln und Verkehrsweisen, die sowohl den lokalen Bedürfnissen als auch den regionalen Handels- und Kommunikationsanforderungen gerecht wurden. 1872 begann mit der Eröffnung der Vorarlbergbahn eine neue Epoche des Verkehrs im „Ländle”.

 

Sänften, Kutschen, Schlitten und Pferde

Im Mittelalter waren Sänften ein übliches Fortbewegungsmittel für Personen von höherem Stand, während Kutschen und Schlitten im Laufe der Zeit an Beliebtheit gewannen, insbesondere in den bergigen Regionen Vorarlbergs, wo sie den Transport über oft schwieriges Gelände ermöglichten. Pferde spielten eine zentrale Rolle als Zugtiere für Kutschen und Schlitten sowie für den Transport von Waren und Gütern.

 

Schiffe als Transportmittel

Flüsse wie die Ill und der Rhein dienten als wichtige Handelswege, und Schiffe wurden für den Transport von Waren verwendet, wodurch der Handel zwischen Vorarlberg und anderen Regionen gefördert wurde.

Veranstaltungen und Wallfahrten

Sport-, Sänger- und Schützenfeste sowie Wallfahrten waren bedeutende gesellschaftliche Ereignisse, die das kulturelle Leben in Vorarlberg prägten. Besonders erwähnenswert ist das Schützenfest von 1504 in Zürich, an dem viele Bürger aus Feldkirch teilnahmen, was auf die enge Verbindung zwischen den Städten hinweist. Wallfahrten, sei es nach Disentis, Einsiedeln, zum St. Annatag nach Frastanz oder sogar ins Heilige Land, waren auch in Vorarlberg beliebt und dienten sowohl religiösen als auch sozialen Zwecken. Im Jahre 1648 pilgerten 350 Feldkircher nach Einsiedeln, um zu danken, dass Maria vor den „bösen“ Schweden ihre schützende Hand ausgebreitet hat. Bis heute findet jedes Jahr die Landeswallfahrt nach Einsiedeln statt.

Gasthäuser und Wegzölle

In Feldkirch gab es verschiedene Gasthäuser (Sonne, Ochsen, Hecht), die Reisenden Unterkunft und Verpflegung boten. Einige dieser Gasthäuser konnten auch Pferde beherbergen, wobei die Stallgebühren je nach Einrichtung variieren konnten. Die Kosten für Futter und Unterbringung waren ebenfalls abhängig von der Qualität der Dienstleistungen und der Ausstattung der Unterkunft. Vorhandene Dokumente im Stadtarchiv dokumentieren die Gebühren um 1846: 4 Kreuzer (Kr), 24 Kr für Hafer, 8 Kr für Heu. Ein Zimmert kostete 24 Kr. Die Wegzölle waren eine wichtige Einnahmequelle für die lokalen Herrscher und wurden oft an strategischen Punkten entlang der Handelswege erhoben. 4 Kr für ein Pferd mussten Reisende als Gebühren entrichten, um die Straßen nutzen zu dürfen, was die Mobilität einschränkte und die Handelsbeziehungen beeinflusste.

Tagebuch des Kreishauptmanns Ebner

Das Tagebuch des Kreishauptmanns Johann von Ebner (1790 bis 1876), damals höchster Beamter in Vorarlberg, bietet wertvolle Einblicke in das Reisen und die Verkehrsverhältnisse in Vorarlberg zu dieser Zeit. Es dokumentierte nicht nur die alltäglichen Herausforderungen und Freuden des Reisens, sondern auch die politischen und sozialen Ereignisse, die damit verbunden waren und gibt Aufschluss über die Bedeutung von Veranstaltungen für die lokale Bevölkerung. Insgesamt war die Mobilität in Vorarlberg bis zur Eröffnung der Vorarlbergbahn 1872 geprägt von einer Vielfalt an Transportmitteln und Verkehrsweisen, die die Lebensweise und die sozialen Beziehungen in der Region maßgeblich beeinflussten.

 

(Text und Fotos, Helmut Köck, März 2024)