Rheticus Reise ins Piemont mit Albert Ruetz
22 Teilnehmer lauschten immer interessiert, wenn Reieseleiter Albert Ruetz mit seinem enormen Wissen uns Kunst, Kultur und Religion näherbrachte.
Vier abwechslungsreiche Tage erlebten 22 Teilnehmer vom 12. – 15. September mit unserem Obmann Albert Ruetz, welcher uns mit seinem enormen Wissen Kunst, Kultur und Religion näherbrachte.
1. Tag - 12. September
Pünktlich ging es um 08:00 Uhr mit dem Bus der Firma Bischof, sicher gesteuert von Fahrer Helmut, von Feldkirch nach Ponte Capriasca ins Tessin, wo uns eine ganz besondere und kunsthistorisch bedeutende Überraschung in der Pfarrkirche S. Ambrogio erwartete. Hier war die wohl beste Kopie des „Letzten Abendmahls“ von Leonardo da Vinci (1452-1519) zu sehen. Um 1547/48 wurde sie von einem Schüler Leonardos, Giovanni Pietro Rizzoli (zugeschrieben), geschaffen. Gegenüber dem Original verändert, hat der Maler den Raum, in dem Christus mit den Jüngern speist. Auch die Farbgebung weicht vom Vorbild ab, das man in der Kirche Santa Maria delle Grazie in Mailand bestaunen kann. Der heutige Bau wurde über dem Grundriss eines Kreuzes erstellt und erhielt einen halbrunden Chor. Das Werk entstand im Jahr 1835. Der romanische Ursprung des Kirchturms ist an den drei unteren Stockwerken mit ihren Einzel- und Doppelbogenfenstern zu erkennen. Der Turm wurde vermutlich im 17. oder 19. Jahrhundert erhöht.
Von dort ging es weiter, vorbei an unzähligen Reisfeldern nach Vercelli, der italienischen Reisstadt, wo wir unser Mittagessen im Restaurant „Terzo Tempo“ einnahmen. Fast alle ließen sich das einheimische Risotto Gericht und einen feinen Barbera Landwein gut schmecken.
In der Pfarrkirche S. Ambrogio, befindet sich die wohl beste Kopie des „Letzten Abendmahls“ von Leonardo da Vinci. Um 1547/48 wurde sie von einem Schüler Leonardos, Giovanni Pietro Rizzoli (zugeschrieben),
Anschließend besuchten wir ein Juwel des Piemont, die gotische Kirche St. Andrea, zwischen 1219 und 1227, welche auf Initiative von Kardinal Guala Bicchier in nur 8 Jahren vollendet wurde. Es ist schon erstaunlich, dass man damals in so kurzer Zeit ein derartiges Gebäude hinstellen konnte. Der Kardinal war vor kurzem aus England zurückgekehrt, wo er sich in seiner Funktion als päpstlicher Legat die Wertschätzung und Dankbarkeit König Heinrichs III. erworben hatte, so dass er als Belohnung, die ewigen Renten der Abtei Saint Andrew´s in Chesterton, Cambridge, erhielt.
Ein Juwel des Piemont, ist die gotische Kirche St. Andrea
2. Tag - 13. September
Ausgeruht ging es am zweiten Tag mit dem Bus nach Vercelli wo nach etwas abenteuerlicher Zufahrt die romanische Klosterkirche San Cristoforo auf uns wartete. Die Kirche wurde 1515 nach dem Abriss, einer bereits bestehenden Kirche aus dem zwölften Jahrhundert, erbaut. Das Äußere besteht aus einer Fassade im Renaissance-Stil, während wir im Inneren hervorragende Fresken aus dem 15. Jhdt., geschaffen von Gaudenzio Ferrari, dem größten Protagonisten der piemontesischen Renaissance, der auch als Raffael der Alpen bezeichnet wird, bewundern konnten. Ganz besonders waren auch die noch sehr gut erhaltenen Kapitelle (Säulenknauf).
Wir besuchten weitere besondere Zeugnisse der Romanik des Piemont, die schon allein durch ihre Lage verwunderlich sind, weil sie außerhalb der wirklichen Ortschaft stehen. Die Orte immer entweder ein Stück weit abseits, oder am nächsten Hügel zu finden sind, so wie San Martino mit Friedhof und San Lorenzo in Castiligione.
Die romanische Klosterkirche San Cristoforo inVercelli
Vor lauter Romanik waren wir hungrig und so gab es eine willkommene Mittagsrast im schönen Städtchen Moncalvo, mit anschließendem, faszinierendem Rundblick auf die Umgebung, kein Fleckchen Erde ist hier ausgelassen und wird erfolgreich bewirtschaftet.
willkommene Mittagsrast im schönen Städtchen Moncalvo
Im Anschluss fuhren wir nach Serralunga di Crea, um den Sacro Monte („Heilige Berge“) bei einem schönen Spazierweg zu besuchen. Die Kapellen auf den Hügeln des Monferrats, die ursprünglich Darstellungen des Lebens der Gottesmutter gewidmet waren, sind auf einem Andachtsweg angeordnet, der vor der Kirche beginnt und sein Ziel in der Paradieskapelle erreicht. Der Sacro Monte di Crea wurde ab 1589 auf Betreiben des Franziskaners Costantino Massino am Ort eines Heiligtums erbaut, in dem bereits seit frühchristlicher Zeit die Jungfrau Maria verehrt wurde. Die 23 Kapellen wurden mehrfach baulich verändert und 1820 nach einer teilweisen Zerstörung grundlegend restauriert und sind mit Fresken und Figuren über das Leben Jesus ausgeschmückt.
Ziel des Andachtsweges ist die Paradieskapelle
Am frühen Abend erreichten wir in Vignale Monferrato die Cantina des Weingutes Gaudio - Bricco Mondalino. Das Weingut wird seit 5 Generationen auf 16 Hektar Weinbergen betrieben. Die einheimischen Sorten Grignolino, Barbera, Freisa, Malvasia, Cortese und Nebiolo ergeben einer Produktion von 120.000 Flaschen. Leider ist Patrone Gaudio erst kürzlich verstorben, aber seine Tochter führte gekonnt die Verkostung von vier ausgewählten Weinen durch und erklärte auch Vieles über Böden, Anbau und Ausbau.
Feine Weine im Weingut Gaudio - Bricco Mondalino.
3. Tag - 14. September
Am dritten Morgen gab uns Albert „frei“, um in Ruhe den Wochenmarkt in Asti zu besuchen und es wurde auch fleißig eingekauft, besonders das üppige Angebot an Obst und Gemüse, bevor wir um 11:00 Uhr durch die Weinstadt Asti bummelten.
Lucrezia und Othmar Mäser freuten sich über das riesige Obst- und Gemüseangebot
Dann Besuch von San Secondo, ein großartiges Bauwerk aus dem 13. und 15. Jhdt., die romanisch gotische Bürgerkirche der Stadt. Wir begaben uns dann unter die Häuser der Stadt und standen vor den Ausgrabungen von S. Anastasio. Diese unterirdische Kirche, die auch sehr viel künstlerisch Wertvolles aus der Zeit des zwölften bis 14. Jahrhunderts bietet. Wir sind zum Dom und dort vor der verschlossenen Tür gestanden, der Besuch wurde auf den kommenden Tag verschoben. Die Mittagspause war dann ein wenig hektisch, aber bald ging es weiter nach La Morra, wo wir auf dem höchsten Punkt des Hügels einen einzigartigen Blick über die dicht mit Reben bewachsenen Hügel des südlichen Piemont, Barolo und der Langhe genießen durften.
Ausgrabungen von S. Anastasio
Vor der Rückfahrt spazierten wir noch durch die hübsche Altstadt von Alba und besuchten die Cattedrale di San Lorenzo / Dom von Alba. Sie ist das wichtigste Gotteshaus der Stadt, ein Bauwerk mit einer tausendjährigen Geschichte, die ihre Wurzeln in der Römerzeit hat. Von der ursprünglichen Kirche, aus dem 11. Jahrhundert, blieben nur der Glockenturm, die drei Portale, der Portikus der Fassade und der Krypta erhalten. Im Laufe der folgenden Jahrhunderte erfolgten weitere und mehreren Umbau- und Restaurierungsprozesse. Der Glockenturm ist einer der höchsten im Piemont und beherbergt noch immer die ursprüngliche Glocke. An einigen Stellen ist der Kirchenboden nach archäologischen Untersuchungen einsehbar gemacht und frühere Schichten offengelegt worden. Besonders eindrucksvoll war das Chorgestühl mit den wunderbaren Intarsien.
Am Abend fand dann in Asti noch das große Festival delle Sagre statt, ein riesiges Freiluftrestaurant, wo typische piemontesische Gerichte, begleitet von einem Kuchen und einem Glas Wein serviert wurden.
Besonders eindrucksvoll war das Chorgestühl mit den wunderbaren Intarsien in Cattedrale di San Lorenzo
3. Tag - 15. September
Wie versprochen, wurde noch der gotische Dom von Asti, die Kathedrale Santa Maria Assunta besichtigt. Ihre Geschichte begann im 5. Jahrhundert und sie wurde im Laufe von sieben Jahrhunderten immer wieder umgebaut. Sie wurde zwischen 1309 und 1354 auf der vorherigen romanischen Kathedrale wiederaufgebaut und im Laufe der Jahrhunderte mehrfach renoviert. Das Äußere hat ihre ursprünglichen gotischen Merkmale bewahrt, das Innere wurde Ende des 17. Jahrhunderts vollständig verputzt und mit Fresken bemalt.
Der gotische Dom von Asti, die Kathedrale Santa Maria Assunta
Mit dem Bus ging es dann von Asti nach Albugnano, wo wir die ehemalige Abtei Santa Maria di Vezzolana besichtigten, welche angeblich unter oder von Karl dem Großen gegründet wurde. Die Hauptkirche ist ein typisches Beispiel für den romanischen Stil (12. Jahrhundert). Von besonderer Eigenart ist der in dieser Form wohl einzigartige Lettner (Trennwand Volk zum Klerus). Wir konnten feststellen, dass in dieser weiten, fast nicht bewohnten Landschaft offensichtlich früher einmal doch einiges los war und viel später hier die Landschaft bevölkert wurde.
Die ehemalige Abtei Santa Maria di Vezzolana in Albugnano
Anschließend gab es auf der Anhöhe ein gut sortiertes Picknick, welches Albert mit Tochter Patrizia für uns zusammengestellt hatte. Bei Speis und Trank gab es dann noch allerhand zu erzählen, bevor der Bus uns nonstop (!) zurück nach Feldkirch brachte.
So wird diese Piemont-Reise, in eine der schönsten Regionen Italiens, mit viel Geschichte und Kultur, dank der tollen Vorbereitung und Durchführung allen Teilnehmern sicher in bester Erinnerung bleiben. Danke nochmals an Albert, Patrizia und Fahrer Helmut.
(Text und Fotos Helmut Köck, September 2024).
Bei Speis und Trank gab es dann noch allerhand zu erzählen