48 Jahre Rheticus-Gesellschaft

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Das Forschungsprojekt „Rheticus“

 

In einer Fermentation – hier im Labormaßstab – verwandeln spezielle Bakterien CO-haltige Gase durch Stoffwechselprozesse in wertvolle Chemikalien.

Die beiden Großkonzerne Evonik und Siemens haben Anfang 2018 ein gemeinsames Forschungsprojekt unter dem Namen „Rheticus“ gestartet. Es handelt sich dabei um ein Satellitenprojekt der sogenannten Kopernikus-Initiative (auch Power to X genannt), des derzeit größten laufenden Projekts des deutschen Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF).

 

Worum geht es beim Rheticus-Forschungsprojekt?

 

Ziel ist es, Kohlendioxid (CO2) unter Verwendung von Strom aus erneuerbaren Quellen mittels biochemischer Prozesse in wertvolle Spezialchemikalien umzuwandeln. Chemikalien, deren Herstellung bislang fossile Brennstoffe benötigte. Mit der als "Rheticusverfahren" bezeichneten Technologie, einer Art künstlicher Photosynthese, kann also nicht nur CO2 in nützliche Materialien verwandelt, sondern gleichzeitig auch der Einsatz nichtregenerierbarer fossiler Stoffe reduziert werden. Damit leistet das Verfahren in zweifacher Hinsicht einen sinnvollen Beitrag zur Bekämpfung des Klimanotstandes. Laut dem Leiter des Rheticusprojekts beim Unternehmen Evonik, Dr. Thomas Haas, hat das neu entwickelte Verfahren somit „das Potenzial, zum Gelingen der Energiewende beizutragen“.

 

Rheticusprojekt in Phase II eingetreten

 

Laut öffentlichen Informationen von Siemens und Evonik sollen die ersten Forschungsergebnisse des Rheticusprojekts vielversprechend sein. Nach näheren Erkundigungen des Verfassers dieser Zeilen zum laufenden Projekt und zu dessen Namensgebung nach dem Feldkircher Gelehrten Georg Joachim Rheticus (1514-1574) schrieb ihm Dr. Thomas Haas: „Das Projekt ist jetzt in die zweite Phase getreten und wird noch gut 2 Jahre andauern. Spannend wird es noch einmal in gut einem Jahr. Dann wird in der Pilotanlage das erste Mal eine hochreine Chemikalie nach dem Rheticusverfahren isoliert. Nach Ablauf der zweiten Phase kann die Planung einer ersten kommerziellen Produktionsanlage starten, die dann gleichzeitig auch die Demonstrationsanlage sein soll. Es liegt also noch ein weiter Weg vor uns. Ob die dritte Phase in gut 2 Jahren dann Rheticus 3 heißen wird, kann jetzt noch keiner sagen. In jedem Falle kommt der Name bis jetzt gut an."

 

Der für seine Weitsicht in verschiedenen Belangen berühmte Rheticus war in seiner Zeit selber ein Neuerer. Die nach Rheticus erfolgte Benennung eines großangelegten, innovativen und zukunftsweisenden Projekts, das womöglich einen Beitrag zum Gelingen der Energiewende leisten kann, gereicht daher dem Feldkircher Gelehrten durchaus zur Ehre.

 

Nähere Informationen zum derzeitigen Stand des Rheticusprojekts finden sich etwa in folgender Pressemitteilung vom 10. Oktober 2019:

CO2 soll saubere Arbeit leisten: Forschungsprojekt Rheticus startet in Phase 2

https://corporate.evonik.de/de/presse/pages/article.aspx?articleId=118327

 

Erklärfilm zum Rheticusprojekt: "Wie aus Kohlendioxid grüne Chemie wird"

https://www.youtube.com/watch?v=ZIfIaojbRRw&feature=youtu.be

 

Über Evonik

 

Evonik ist eines der weltweit führenden Unternehmen der Spezialchemie mit mehr als 32‘000 Mitarbeitern, das im Geschäftsjahr 2018 einen Umsatz von 13,3 Mrd. € und einen Gewinn von 2,15 Mrd. € erwirtschaftete.

 

Über Siemens

 

Die Siemens AG ist ein führender internationaler Technologiekonzern mit weltweit rund 379‘000 Mitarbeitern, der auf eine 170-jährige Geschichte zurück blicken kann. Im Geschäftsjahr 2018 erzielte Siemens einen Umsatz von 83,0 Milliarden Euro und einen Gewinn von 6,1 Milliarden Euro.

 

 

Dr. Philipp Schöbi, Mitglied der Rheticus-Gesellschaft und Mitverfasser der Biografie

„Rheticus – Wegbereiter der Neuzeit“ (2014)