Der Rhein als Mitte statt als Grenze - Büchervorstellung
Philipp Schöbi, Hans Jakob Reich, Klaus Biedermann, Manfred Tschaikner (vlnr).
Georg Joachim Rheticus starb am Barbaratag 4. Dez 1574. Den Rhein lobte er einmal als den schönsten aller Flüsse. Nicht als Grenze nahm er den Fluss wahr, mehr als Wegweiser seines Lebens und als eine Art Heimatelixier.
Nachbarschaft über den Rhein
Am 4. Dezembert 2015, auf den Tag 441 Jahre nach Rheticus‘ Ableben, wurden im Buchser Theater „fabriggli“ zwei neue Jahresbücher vorgestellt, die unter dem Motto „Nachbarschaft am Alpenrhein“ entstanden waren. Zum Einen das Werdenberger Jahrbuch 2016, herausgegeben von der Historisch-Heimatkundlichen Vereinigung der Region Werdenberg (HHVW), zum Anderen das Jahrbuch 2016 hvfl des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein. So stellte denn auch Hans Jakob Reich, Redaktionsleiter des Werdenberger Jahrbuches, seine Einführung in die Ideen hinter diesem erstmaligen Gemeinschaftsprojekt unter das Motto „Weniger Grenze, mehr Mitte“. Der Redaktionsleiter des Liechtensteiner Jahrbuches, Klaus Biedermann, präsentierte daraufhin einen Überblick der Beiträge in beiden Jahrbüchern.
Zwei Vorarlberger Autoren
In vielfältiger Weise und fundiert wird in den zwei prächtigen Bänden das über den Rhein Verbindende in den Vordergrund gestellt, besonders in historischer Sicht, aber auch etwa in sprachkundlicher, geologischer, archäologischer, wirtschaftlicher und raumplanerischer Hinsicht. Die beiden Jahrbücher sind in sorgfältig durchdachtem Layout gestaltet mit herrlichen, teilweise äußerst raren Bildern und dürften für viele nur schon ein Augenschmaus sein. Das Werdenberger Jahrbuch 2016 enthält insbesondere einen Nachruf von Philipp Schöbi auf den im Dezember 2014 verstorbenen, großen Historiker Karl Heinz Burmeister (1936-2014), den langjährigen Leiter des Vorarlberger Landearchivs und Begründer der wissenschaftlichen Rheticus-Forschung, ohne den es heute wohl keine Rheticus-Gesellschaft gäbe. Im gleichen Buch findet sich auch ein Artikel des Vorarlberger Historikers Manfred Tschaikner mit dem Titel „Drachen statt Hexen in der Freiherrschaft Sax-Forstegg“, aus dem unter anderem hervorgeht, dass im Gebiet der heutigen Gemeinde Sennwald besonders viele „Drachensichtungen“ überliefert sind. Tschaikner hat auch für das Liechtensteiner Jahrbuch einen Beitrag mit dem Titel „Die frühneuzeitlichen Hexenverfolgungen in Liechtenstein“ verfasst, über die vielleicht dunkelste Zeit der Liechtensteiner Landesgeschichte, unter anderem über eine der letzten großen Hexenverfolgungswellen des deutschen Sprachraums.
Die beiden Jahrbücher sind im Buchhandel oder über die Homepage der HHVW bzw. des HVFL erhältlich.
(Text Philipp Schöbi, Foto Helmut Köck, Dezember 2015)