Die Lenzburg und das Wasserschloss Hallwyl - Zwei markante Burgen der Schweiz
Georg Fink war ein umsichtiger und versierter Begleiter, der uns Geschichte und Kultur näher brachte.
22 Teilnehmer erlebten am 4. Oktober 2024 einen spannenden Tag in unserem Nachbarland Schweiz. Georg Fink war ein umsichtiger und versierter Begleiter und auch das Wetter spielte meistens mit.
Bereits um 7:00 Uhr ging es mit Bischof Reisen ab Feldkirch Richtung Walenstadt, vorbei am Walensee und Zürichsee in den Kanton Aargau. Georg gab uns im Bus eine geschichtliche Einführung:
Im Mittelalter übten verschiedene Adelsgeschlechter die Herrschaft über Gebiete im Aargau aus. Dazu gehörten die Lenzburger, die Kyburger und die Zähringer. Die größte Bedeutung erlangten die Habsburger, die durch Erbfolge zu einer der mächtigsten Herrscherdynastien im Heiligen Römischen Reich aufstiegen. Ihre Machtbasis verlagerte sich gegen Ende des 13. Jahrhunderts nach Österreich. Ihr Stammland Aargau ging jedoch 1415 verloren, als es von den Eidgenossen erobert wurde.
1803 Verschmelzung der drei Kantone
Als Folge des Franzoseneinfalls und der Gründung der Helvetischen Republik entstanden 1798 der Kanton Aargau (der nur den westlichen Teil umfasste) und der Kanton Baden, vier Jahre später auch der Kanton Fricktal. 1803 verfügte Napoleon Bonaparte die Verschmelzung der drei Kantone zum Kanton Aargau. Das neue Staatswesen entwickelte sich trotz seiner inneren Zerrissenheit zu einem liberalen Vorreiter und löste mehrere Entwicklungen aus, die 1848 zur Gründung des modernen Bundesstaates beitrugen. Obwohl der Aargau heute von der Einwohnerzahl her der viertgrößte Kanton der Schweiz ist, wird er vor allem als Energie- und Durchfahrtskanton wahrgenommen und bekundet Mühe, sich zwischen den Zentren Basel, Bern und Zürich als eigenständige Region zu behaupten. Der Kanton Aargau hat heute über 700.000 Einwohnerinnen und umfasst 11 Bezirke und knapp 200 Gemeinden.
Feine Jause
Nach ca. zwei Stunden Fahrtzeit ohne Stau, erreichten wir Stadt Lenzburg. Margot Fink verwöhnte die Teilnehmer mit frischen Croissants und Kipferl samt Kaffee. So gestärkt ging es ein Stückchen bergauf zum unteren Tor des Schlosses Lenzburg.
Die Lenzburg ist eines der ältesten und bedeutendsten Schlösser der Schweiz und liegt auf einem Hügel über der Stadt. Es wurde im 11. Jahrhundert gegründet und war ursprünglich eine Festung der Grafen von Lenzburg.
Der Rittersaal in der Lenzburg
Wappen des Schlosses
Eintausend Jahre lebendige Geschichte
Die Lenzburg ist eines der ältesten und bedeutendsten Schlösser der Schweiz und liegt auf einem Hügel über der Stadt. Es wurde im 11. Jahrhundert gegründet und war ursprünglich eine Festung der Grafen von Lenzburg. Nach dem Aussterben dieser Adelsfamilie wechselte das Schloss mehrfach den Besitzer, darunter die Habsburger und die Berner. Aber es lebten nicht nur Grafen, Herzöge und Landvögte, sondern auch ein deutscher Dichter, eine englische Adelige und ein amerikanischer Abenteurer auf Schloss Lenzburg. Immer wieder haben die Wellen großer politischer Ereignisse und der Geschichte an seine Mauern geschlagen. 1986 wurde das Schloss aufwändig restauriert und ist seither öffentlich zugänglich. Es war fast nicht möglich, in den vorgesehenen zwei Stunden alles über die spannende Zeitreise zu erfahren.
Im Laufe der Jahrhunderte wurde es erweitert und umgebaut, wobei es sowohl als Residenz als auch als Verwaltungszentrum diente. Das Museum bot uns Einblicke in die mittelalterliche Geschichte und das Leben der früheren Bewohner. So konnten wir durch die mittelalterliche Burganlage mit Hof, Barockgarten und das im 14. Jahrhundert erbaute Ritterhaus flanieren, den riesigen Rittersaal bewundern, das herrliche Panorama mit Sicht auf die umliegenden Schlösser genießen und einen Blick ins Kindermuseum werfen, wo die kleinen basteln, sich als Ritter oder Prinzessin verkleiden sowie verborgene Treppen und Erker entdecken.
Der Amerikaner E. Jessup baute um
Der Dichter Frank Wedekind (1853–1956) verbrachte seine Jugendjahre auf der Lenzburg. Große bauliche Veränderungen fanden keine statt. 1893 erwarb der Amerikaner Augustus E. Jessup das Schloss und ließ es standesgemäß für seine Gattin, Lady Mildred Marion Bowes-Lyon, einer Verwandten des englischen Königshauses, herrichten. Der Zustand des 17. Jahrhunderts wurde weitgehend wiederhergestellt, indem jüngere Bauten entfernt und ältere Bauteile herausgeschält wurden. Höhere Wohnkomfort durch technische Installationen und die Umgestaltung der Außenräume in Gärten waren weitere Ziele. 1911 ging das Schloss in den Besitz der Familie des Polarforschers, Lincoln Ellsworth über. Aus dem Besitz der Witwe von Lincoln Ellsworth erwarb die Stadt Lenzburg und der Kanton Aargau das Schloss und gründeten eine Stiftung. Von 1978–1986 wurde Schloss Lenzburg aufwändig restauriert und für seine Nutzung durch eine breite Öffentlichkeit eingerichtet.
Große bauliche Veränderungen fanden keine statt. 1893 erwarb der Amerikaner Augustus E. Jessup das Schloss und ließ es standesgemäß für seine Gattin, Lady Mildred Marion Bowes-Lyon, einer Verwandten des englischen Königshauses, herrichten.
Schifffahrt auf dem Hallwilersee
Im Schloss-Café konnten wir uns dann stärken, bevor es mit dem Bus nach Beinwil am See weiterging, wo die Schifffahrt auf dem Hallwilersee startete und eine wunderschöne Möglichkeit bot, die malerische Landschaft des Aargauer Seetals und später eines der bedeutendsten Wasserschlösser der Schweiz zu entdecken. Während der Fahrt hatten wir die Gelegenheit, den Blick auf die idyllischen Ufer, die kleinen Badebuchten und die Wasservögel zu beobachten. Das Highlight der Fahrt war dann der Halt an der Station der Gemeinde Seengen. In einem kurzen Spaziergang am Seeufer erreichten wir das Schloss Hallwyl.
Schifffahrt auf dem Hallwilersee
Schloss auf zwei Inseln
Dieses imposante Wasserschloss liegt auf zwei Inseln im Aabach, dem Fluss, der den Hallwilersee mit der Aare verbindet. Ende des 12. Jahrhunderts ließen die Herren von Hallwyl am Ufer des Aabachs einen Steinturm errichten. Die Familie machte in habsburgischen Diensten Karriere. Johans von Hallwyl stieg zum wichtigsten Beamten in den habsburgischen Vorlanden auf. Er erweiterte die Turmburg vor 1350 zu einer Wasserburg auf zwei künstlich angelegten Inseln.
Lucrezia, Othmar und Roswitha beim kurzen Spazziergang am Seeufer zum Schloss Hallwyl.
Schloss auf zwei Inseln
Dieses imposante Wasserschloss liegt auf zwei Inseln im Aabach, dem Fluss, der den Hallwilersee mit der Aare verbindet. Ende des 12. Jahrhunderts ließen die Herren von Hallwyl am Ufer des Aabachs einen Steinturm errichten. Die Familie machte in habsburgischen Diensten Karriere. Johans von Hallwyl stieg zum wichtigsten Beamten in den habsburgischen Vorlanden auf. Er erweiterte die Turmburg vor 1350 zu einer Wasserburg auf zwei künstlich angelegten Inseln.
Die Burg Hallwyl war das Zentrum einer Adelsherrschaft über den Hallwilersee und die Dörfer an seinem Nordende. Johans Erben setzten fest, dass die Stammgüter in Familienbesitz bleiben müssen. Dieser "Ganerbenvertrag", gepaart mit Glück und reichen Heiraten, trug dazu bei, dass die Familie das Schloss Hallwyl bis ins 20. Jahrhundert halten konnte.
Schloss Hallwyl unter Berner Herrschaft
1415 brannten Berner Truppen die Vordere Burg ab. Hallwyl hatte vergeblich Widerstand geleistet, als die Eidgenossenschaft große Gebiete des habsburgischen Aargaus eroberte. Manche Familienmitglieder hielten weiter zu Habsburg, andere anerkannten die neuen Landesherren. Rudolf III. von Hallwyl huldigte Bern und rettete damit den Familienbesitz. Er ließ die Burg wiederaufbauen und erweitern. Bern verordnete 1528 die Reformation; fortan hörte die Familie von Hallwyl in der Burgkapelle keine Messen mehr, sondern ließ darin Wein keltern. Im 16. und 17. Jahrhundert verzweigte sich die Familie in den Thurgau, nach Württemberg, Österreich und Böhmen und übernahm die Konfession ihrer jeweiligen Herren. Im Aargau baute Burkhard III. von Hallwyl die Stammburg bis 1590 zum Schloss aus. Die einstigen Wehrbauten hatten ihren Zweck verloren.
Im Aargau baute Burkhard III. von Hallwyl die Stammburg bis 1590 zum Schloss aus.
Auf dem absteigenden Ast
Im 17. Jahrhundert verarmte der Aargauer Familienzweig zunehmend. Das Vordere Schloss stand jahrzehntelang leer und gelangte 1674 an die mit Hallwyl verschwägerten Breiten-Landenberg. Fast 70 Jahre später gewann es Johannes von Hallwyl in einem langwierigen Prozess zurück. Die Einkünfte aus der Herrschaft reichten nicht mehr für einen standesgemäßen Lebensstil. Viele junge Männer suchten Ruhm und Reichtum in Fremden Diensten. Johannes kam als französischer Hauptmann bis nach Saint-Domingue, dem späteren Haiti.
Das Ende der Adelsherrschaft
Mit der Helvetischen Revolution 1798 verlor die Familie nicht nur ihre Vorrechte als Adlige, sondern auch die Steuereinnahmen aus der Herrschaft. Die damalige "Oberherrin", Franziska Romana von Hallwyl, war demokratischen Ideen zugeneigt und wollte als "Bürgerin" angeschrieben werden. Einer ihrer Söhne, Karl Franz Rudolf, übernahm als Aargauer Großrat als Erster der Familie von Hallwyl ein politisches Amt. Er wohnte weiterhin im Schloss, zu dessen Unterhalt fehlten ihm aber die Mittel.
Zwei Generationen später ließ sich Hans von Hallwyl in den Regierungsrat wählen. Mit dem Vermögen seiner Frau Esther von May von Rued begann er das Vordere Schloss im neugotischen Stil umzubauen. In der Wirtschaftskrise von 1874 ging er bankrott. Sein jüngerer Bruder Walther kaufte den Familiensitz. Dessen schwedische Frau Wilhelmina Kempe ließ in den 1910er-Jahren die Anlage als erste Burg in der Schweiz archäologisch erforschen. Die Umbauten ihres Schwagers machte sie rückgängig.
Modell von Schloss Hallwyl im Park.
Ein Museum im Baudenkmal
Wilhelmina von Hallwyl gründete 1925 eine Stiftung mit dem Zweck, das Schloss zu erhalten. Seither ist es nicht mehr bewohnt. 1994 übergab die Hallwil-Stiftung das Schloss dem Kanton Aargau. Hundert Jahre später war eine umfassende Sanierung nötig, begleitet von weiteren archäologischen Grabungen.
Das Schloss Hallwyl bot für unser geschichtsinteressierten Rheticus Teilnehmer eine entspannte und kulturell bereichernde Aktivität. Nach einer Stärkung im Museums Café, ging es wieder zurück in die Heimat.
Nochmals ein Danke an Margot und Georg Fink für die gute Vorbereitung und Durchführung der Exkursion sowie an Fahrer Josef.
(Bericht und Fotos: Helmut Köck, Oktober 2024)
Das Schloss Hallwyl bot für unser geschichtsinteressierten Rheticus Teilnehmer eine entspannte und kulturell bereichernde Aktivität. Nach einer Stärkung im Museums Café, ging es wieder zurück in die Heimat.