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Im Tod sind alle gleich – Die Geschichte der Valdunafriedhöfe

Ein Teil der Gruppe mit RG-Vizeobfrau Simone Drechsel im Bereich des Russenfriedhofs. In der Mitte in seiner Gärtnerkluft, der ehrenamtliche Helfer Wolfgang Prugger, der seit unglaublichen 38 Jahren sich um den Soldaten- und Russenfriedhof  kümmert.

RG-Vizeobfrau Simone Drechsel konnte am 05.04.2024 über 50 Interessierte beim Friedhof Valduna in Rankweil bei einer spannenden Führung zu den Besonderheiten dieses einzigartigen Ortes begrüßen.

 

Ursprünge 1876

Die Geschichte der Landesirrenanstalt Valduna reicht tief in die Vergangenheit zurück. Die Anstalt wurde ursprünglich im Jahr 1876 gegründet und diente zunächst als Wohltätigkeitsanstalt. Ihr Zweck war es, Menschen mit psychischen Erkrankungen oder geistigen Behinderungen eine Unterkunft und Betreuung zu bieten. Die Landesirrenanstalt entwickelte sich im Laufe der Jahre zu einer bedeutenden Einrichtung für die Versorgung psychisch Kranker in Vorarlberg.

 

Soldatenfriedhöfe

Während des Zweiten Weltkrieges erlangte die Anstalt eine zusätzliche traurige Bekanntheit. Zwischen 1941 und 1945 starben zunehmend Wehrmachtssoldaten und Kriegsgefangene, die auf dem bestehenden Rankweiler Friedhof keinen Platz mehr fanden. Der für die Wohltätigkeitsanstalt Valduna und die Landesirrenanstalt angelegte Anstaltsfriedhof beherbergte dann diese Verstorbenen. So entstanden durch das Schwarze Kreuz und die Gemeinde Rankweil der Russen- (1946) und der Wehrmachtsfriedhof (1948). Das LKH Rankweil führte den Anstaltsfriedhof noch bis Ende 1998 weiter und legte ihn anschließend still.

 

Ehrennamt

Besonders erwähnenswert ist die Betreuung und Pflege dieser Friedhöfe durch ehrenamtliche Helfer wie Wolfgang Prugger, der seit unglaublichen 38 Jahren sich um den Soldaten- und Russenfriedhof kümmert. Diese Menschen tragen maßgeblich dazu bei, die Erinnerung an die Opfer der Kriege lebendig zu halten und die Friedhöfe zu erhalten.

 

Dunkles Kapital

Die Landesirrenanstalt Valduna war auch Schauplatz dunkler Kapitel während der NS-Herrschaft. Unter dem Regime der Nationalsozialisten wurden zahlreiche Patienten aus Vorarlberg deportiert und ermordet. „Die Gemeinde Rankweil plant daher eine Gedenktafel, um an diese Opfer zu erinnern und ihre Geschichte nicht in Vergessenheit geraten zu lassen“, berichtet der ehemalige Vize-Bgm. der MG Rankweil, Franz Abbrederis.

 

Gedenken an Kinder

Ein weiterer bedeutsamer Aspekt des Friedhofes Valduna ist der Friedhof für früh verstorbene Kinder, der seit 1972/73 besteht. Dieser Friedhof ist ein berührendes Zeugnis für das Leid der Eltern, die ihre Kinder viel zu früh verloren haben. Im Rahmen der Führung wurden auch die Besonderheiten dieses Friedhofes beleuchtet, der einfühlsam an die traurigen Schicksale erinnert.

 

Broschüre entsteht

Trotz der Schwierigkeiten aufgrund von zwei Bränden, die viele schriftliche Aufzeichnungen zerstört haben, ist es wichtig, die Geschichte und Bedeutung dieser Friedhofsanlage zu erforschen und zu bewahren. Die geplante Veröffentlichung der Forschungsergebnisse von Simone Drechsel in Form einer Broschüre, eines Folders und von Hinweistafeln wird dazu beitragen, das Bewusstsein für dieses einzigartige kulturelle Erbe zu schärfen und die Erinnerung an die Vergangenheit lebendig zu halten.

 

(Text und Fotos Helmut Köck, April 2024)