Buchpräsentation Gerhard Wanner „Aufleuchten der Freiheit Russland 1990-2001“
AK Präsident Bernhard Heinzle konnte am 20.11.2023 über 100 Gäste im AK-Saal begrüßen und freute sich, dass die Arbeiterkammer in Kooperation mit der Johann-August-Malin-Gesellschaft die Herausgabe des neuen Buches von Gerhard Wanner präsentieren darf.
Moderator Johannes Spies, Obmann der Johann-August-Malin-Gesellschaft, stellte zu Beginn Wanners umfangreiche Biografie, seine Ausbildung, Lehr- und Unterrichtstätigkeit, Forschungsschwerpunkte in Kunstgeschichte und Kunstbetrieb, Ehrungen, Vereinsaktivitäten und besonderes seine vielfältigen Bücher und Schriften vor.
Autobiographische Zeitgeschichte
Der aus Pècs angereiste Gerhard Wanner schilderte in seiner lebhaften Vortragsweise dem Publikum seine sehr persönlichen und mit interessanten Fotos unterlegten Einblicke in das erste Jahrzehnt der Russischen Föderation, das er selbst als Gastprofessor an der Uralisch Staatlichen Gorki-Universität sowie an der in derselben Stadt befindlichen Staatlich Technischen Universität in Jekaterinburg erlebte. Beginnend mit April 1991, als die Stadt noch Swerdlowsk hieß und die Sowjetunion kurz vor ihrem Zusammenbruch stand, besuchte Wanner mehrfach die Metropole in der westsibirischen Tiefebene.
Wertvolles Zeitdokument
Mit seinen Erinnerungen an das „Aufleuchten der Freiheit“ in Russland hat der Historiker ein wichtiges und wertvolles Zeitdokument geschaffen und bettet die ausführlichen Exkurse in die sowjetisch-russische sowie in die österreichische bzw. gesamteuropäische Geschichte ein. Dabei widmete er sich auch der Nachkriegsbeziehung zwischen „Ost und West“ und ordnet die Ereignisse vom Österreichischen Staatsvertrag bis zu Michail Gorbatschows Perestroika-Politik und dem Fall der Berliner Mauer historisch ein.
Auf Spurensuche
Wanner hätte nach über einer Stunde spannender Geschichten noch viel zu erzählen gehabt und war in seiner Begeisterung kaum zu bremsen. Moderator Spiess überlies dann noch Wanners langjährigem Wegbegleiter und Kollegen Herbert Wehinger das Wort. Dieser berichtet von seiner Reise in einen ebenfalls in Sibirien liegenden Ort, an dem sein Vater 1947 in Kriegsgefangenschaft ums Leben kam. Eindrücklich schildert Wehinger dabei die Suche nach Zeugnissen von Gefangenenlager und Friedhof im nördlich von Jekaterinburg gelegenen Karpinsk und die einfühlsame Hilfe der Bewohner. Diese Geschichte ist im letzten Teil des neuen Buches zu finden.
Zwangsarbeiter
In einem abschließenden Statement kommt noch Werner Bundschuh zu Wort, welcher über die Problematik der russischen Zwangsarbeiter in Vorarlberg und deren noch weitgehend fehlende historische Aufarbeitung referierte. In Wanners Werk wird auf Querverbindungen zwischen russischen wie ukrainischen Flüchtlingen sowie Zwangsarbeiterin in Vorarlberg auf der einen Seite und den Vorarlberger Wehrmachtssoldaten in den sowjetischen Kriegsgefangenenlagern auf der anderen Seite hingewiesen.
Gerhard Wanner: Aufleuchten der Freiheit. Russland 1990-2001.
Eigenverlag in Kooperation mit der AK Vorarlberg und der Johann-August-Malin-Gesellschaft, September 2023, 280 Seiten, ISBN 978-3-200-09260-0
(Text und Fotos, Helmut Köck, November 2023)