„Der Fall Fidelis“ –Ausstellung zum 400 Jahre Jubiläum
Zentraler Programmpunkt zum 400-Jahr Jubiläum ist die von Hans Gruber kuratierte und von Martin Caldonazzi gestaltete Ausstellung im Palais Liechtenstein, die die Geschichte des Heiligen Fidelis auf verschiedenen Ebenen beleuchtet.
Am 13. Mai 2022 erlebten 27 Rheticus-Mitglieder eine interessante Führung der neuen Ausstellung mit Stadtbibliothekar und RG-Vorstandsmitglied Hans Gruber im Palais Liechtenstein.
In den blutigen Wirren der Rekatholisierung zu Beginn des 30-jährigen Krieges wurde der aus Sigmaringen stammende Mönch Fidelis inmitten von Glaubenskriegen in Seewis erschlagen, genau vor 400 Jahren, am 24. April 1622. Den Todestag nimmt die Stadt Feldkirch zum Anlass, den Stadtpatron mit verschiedenen Veranstaltungen über das ganze Jahr hinweg zu würdigen. Zentraler Programmpunkt ist die von Hans Gruber kuratierte und von Martin Caldonazzi gestaltete Ausstellung im Palais Liechtenstein, die die Geschichte des Heiligen Fidelis auf verschiedenen Ebenen beleuchtet. In mehreren Räumen wird das Leben des einzigen deutschsprachigen Heiligen in der Zeit der Gegenreformation von 1588 bis 1767 erzählt, von wichtigen historischen Hintergründen bis hin zur Tötung und Heiligsprechung des Kapuzinermönchs.
Erschreckende Aktualität
„Angesichts der aktuellen Geschehnisse in der Welt habe die Ausstellung auf fast erschreckende Weise an Aktualität gewonnen“, eröffnet Hans Gruber die Führung. Die eigens für die Ausstellung realisierte “Ich”-Installation von Künstler Marbod Fritsch weist mit einem riesigen Teppich als zentralem Objekt darauf hin, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der das “Ich” oft im Mittelpunkt steht. Die Ausstellung will daher auch auf die Gefahren einer polarisierten Welt hinweisen und gleichzeitig zum Zuhören auffordern.
Der Todestag des Fidelis am 24. April 1622 im graubündischen Seewis wird in einem eigenen Raum thematisiert, jedoch ohne ihn zu mystifizieren. „Deshalb habe man den Raum wie einen Tatort inszeniert, inklusive Tatwerkzeugen, dem Tathergang sowie Zeugenaussagen aus protestantischer und katholischer Sicht“, schildert Gruber, der immer wieder sehr philosophische Gedanken einfließen lässt.
Unterschiede Katholizismus und Protestantismus
In einem weiteren Raum wird der historische Hintergrund geschildert und aufgezeigt, wie es zu den jahrhundertelangen Auseinandersetzungen gekommen ist. Anhand einer Installation werden etwa die wichtigsten Unterschiede zwischen Katholizismus und Protestantismus aufgezeigt. In dem Raum, der unter dem Titel “Wer sagt mir, woran ich glauben soll?” steht, können Besucher zudem an einer Hörstation verweilen. Gespielt werden 13 Stücke, vom Kinderspiel und einem Gebet von Rainer Maria Rilke bis hin zu einer Hassrede von Adolf Hitler.
Einblicke in die Lebensgeschichte
Einblicke in die Lebensgeschichte des Fidelis bieten Objekte wie das originale Messkleid oder sein Schreibtisch, die allesamt aus dem Fundus Kapuziner stammen. Nachgezeichnet wird auch seine Heiligsprechung, etwa anhand von Hans Grubers Lieblingsexponat, dem Pantoffel, den Papst Benedikt XIV. zur Heiligsprechung von Fidelis getragen hat. Anhand von Modellen und statistischen Auswertungen wird auch der Frage nachgegangen, wie man Heiliger der Gegenreformation wird. Abschließend werden anhand von Objekten und Interviews Bezüge zu Feldkirch hergestellt und das Nachleben des Fidelis erzählt. Zentral ist in der Schau auch die Frage, was von dem Heiligen geblieben ist und welche Lücken bleiben.
Info
Die Ausstellung “Der Fall Fidelis” ist noch bis 20. November im Palais Liechtenstein zu sehen. Dienstag bis Freitag, 9-17 Uhr, Samstag und Sonntag: 10-16 Uhr.
(Bericht und Fotos Helmut Köck 13. Mai 2022)